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Seite:Eine Schlangenprozession.pdf/4

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Walther Kabel: Eine Schlangenprozession (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 4)

die Straßen der Stadt bewegt und dann zu dem alten Gotteshause zurückkehrt, trägt jeder Teilnehmer dem Heiligen zu Ehren eine Schlange. Ist der Zug wieder in die Kirche gelangt, vor deren rechtem Seitenaltar die Statue des heiligen Dominikus in einer springbrunnenartigen Vertiefung steht, so werden die Ottern in diesen steinernen Behälter gelegt, oder man hängt sie an die Statue des Heiligen, der dann mit den sich hin und her ringelnden Reptilien bald über und über bedeckt ist. Hierauf spricht der Priester den Segen über die versammelte Gemeinde. Damit ist die seltsame Feier beendet. Die Schlangen werden getötet und vielfach in getrocknetem Zustande als Schutzmittel gegen Blitzschlag und anderes Unheil an den Gebäuden angenagelt.

Daß dieser eigenartige Brauch auch seine praktische Seite hat, ist leicht einzusehen. Denn nach dem Tage der Schlangenprozession dürfte es schwer halten, in der Nähe von Cocullo irgendwo noch ein giftiges Reptil zu finden. Die Gegend ist von ihnen für den Rest des Jahres gründlich gesäubert.

W. K.
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Eine Schlangenprozession (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 4). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1914, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_Schlangenprozession.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)