Walther Kabel: Ein Millionärsport. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1911, Bd. 13, S. 220–223 | |
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ihn dort vor allen neugierigen Blicken aufs beste verborgen zu haben. Und das Ende der Geschichte waren 25.000 Dollar Strafe, die Frau Webster lachend aufzählte mit der Bemerkung, sie habe nun auch noch 20.000 für eine verlorene Wette zu zahlen.
Ähnlich ging’s Frau Lindsey, deren Gatte gleichfalls zu den oberen Zehntausend von New York gehört. Frau Lindsey hatte in Amsterdam, dem berühmtesten Diamantenmarkt, eine Anzahl Edelsteine erworben, um sie daheim zu einer Halskette vereinigen zu lassen. Noch im letzten Augenblick wurde dies der Zollbehörde bekannt. Aber die Dame leugnete, Brillanten bei sich zu haben. Man durchforschte aufmerksam die Koffer, und ein besonders findiger Beamter fand hierbei einige Schachteln mit Pillen, die nach der Aufschrift auf dem Deckel ein Mittel gegen Migräne darstellten. Leider waren die Pillen unverhältnismäßig groß geraten, und dies war Frau Lindseys Pech. Man zerschnitt die Pillen eine nach der anderen, und siehe da: die Hälfte von ihnen enthielt Diamanten, die zusammen einen Wert von 50.000 Dollar hatten. Der Schmuggelsport kam der Dame recht teuer zu stehen: sie zahlte nicht weniger als 21.000 Dollar Strafe.
Berühmt geworden ist auch der Etagenkoffer der Frau Chesbrough, einer vielfachen Millionärin. Von einer Reise nach Europa brachte sie diesen mit drei Etagen versehenen Riesenkoffer mit und erklärte sich ohne Zögern bereit, den Inhalt: Hüte, Pariser Roben und Wäsche zu verzollen. Der Beamte, der die Dame abfertigte, gehörte jedoch zu jenen unangenehmen Menschen, die allen Dingen auf den Grund zu gehen pflegen. Er maß den Innenraum des Koffers genau aus und stellte so fest, daß das innere und äußere Maß um 15 Zentimeter voneinander abwichen. Damit nicht genug, nahm er noch ein Stemmeisen und brach den Boden des Reisebehälters auf, was zur Folge hatte, daß in dem schlau angebrachten Versteck eine Menge des feinsten Pelzwerks zum Vorschein kam. Trotzdem behielt Frau Chesbrough ihre ganze Kaltblütigkeit bei. Sie spielte die Erstaunte und erklärte, sie habe den Koffer in Paris gekauft und wisse gar nicht, daß
Walther Kabel: Ein Millionärsport. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1911, Bd. 13, S. 220–223. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1911, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ein_Million%C3%A4rsport.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)