Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen | |
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128. Die Gestalt des Nasenraums kann, abgesehen von den durch die verschiedenen Stellungen des Gaumensegels bedingten unwesentlichen Gestaltveränderungen (49. 52), nicht willkürlich verändert werden. Nimmt er also überhaupt an der Lautbildung Theil, so dient er entweder als blosser Resonanzraum, wie bei den stimmhaften Nasalen m, n, ꬻ u. s. w. oder den nasalirten Vocalen, oder die hindurchstreichende Luft bringt an den Engen des Canals ein reibendes Geräusch hervor, wie z. B. beim Schnaufen durch die Nase, oder schwächer bei manchen stimmlosen Nasalen.
129. Für die Articulationsformen des Mundraums ist charakteristisch, dass derselbe zwei veränderliche Ausgänge hat, nämlich durch die eigentliche Mundöffnung und durch die Nase. Fassen wir zunächst nur die Articulationen des ersteren Luftwegs ins Auge, so ergeben sich für diesen folgende drei principiell verschiedene Stellungen oder Abstufungen der Articulation:
130. Weitstellung: Der Mundcanal ist durchgehends
so weit geöffnet, dass die ausgetriebene Luft ungehindert
hindurchströmen kann, ohne durch Reibung an den
Rändern einer entgegenstehenden Enge ein Geräusch zu erzeugen;
höchstens bringt der Anfall des Luftstroms an die
Eduard Sievers: Grundzüge der Phonetik zur Einführung in das Studium der Lautlehre der indogermanischen Sprachen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eduard_Sievers_-_Grundz%C3%BCge_der_Phonetik_-_1901.djvu/71&oldid=- (Version vom 16.5.2022)