Ende 1756 statt der 60 (55) Thlr. monatlich, die ihm als Ingenieurkapitän und als Kriegsrath zukamen, nur noch 8 Thlr. ausgezahlt, und seit Ende Juli 1758 geschah auch dies nicht mehr.
Gerade damals schien sich ja nun eine wesentliche Veränderung in den Verhältnissen anzubahnen. Im Spätsommer 1758 begannen die Operationen, durch welche Daun in Verbindung mit der Reichsarmee unter dem Herzog von Pfalz-Zweibrücken die Preußen aus Dresden hinauszudrängen versuchte, und als sie sich der Stadt näherten, wurde Glaser vom Kurprinzen, der bekanntlich mit seiner Gemahlin, gleich der Königin, von Anfang an hier zurückgeblieben war, am 3. September zu ihnen hinausgesandt. Natürlich mußte die Sendung eine durchaus geheime sein; so lassen sich denn auch an der Hand der mir vorliegenden Schriftstücke über die dabei befolgte Absicht nur Vermuthungen anstellen. Zunächst wird ja Glaser der Heeresleitung der Verbündeten hier in der Gegend mit seiner Sach- und Ortskenntniß haben zur Hand gehen sollen. Was er aber weiterhin so lange Zeit hindurch in Prag etwa vermitteln oder beobachten sollte, während ihm doch die Rückkehr nach Dresden schon seit dessen Verlust durch die Preußen im September 1759 offen gestanden hätte, läßt sich nicht erkennen.
Was seine Erlebnisse in diesem Zeitraum anlangt, so erfahren wir, daß er sich vorerst theils im Lager, theils in Pirna und Königstein, gegen Ende des Feldzugs auch in Nöthnitz und Leubnitz beim Generallieutenant von Lascy aufgehalten habe. Als sich dann gegen Ende des Novembers 1758 die verbündeten Heere, ohne ihren Zweck erreicht zu haben, aus Sachsen zurückzogen, suchte er Unterkunft auf dem Königstein. Doch wollte ihn der Kommandant der Festung, die bekanntlich im Anschluß an die Kapitulation vom 16. Oktober 1756 für neutral erklärt worden war, nicht länger behalten, da sein Aufenthalt daselbst den Preußen verrathen sei und deshalb Ungelegenheiten zu fürchten seien. So begab er sich denn nach Prag, wo ihn dann, wie wir nach unseren Vorlagen schließen müssen, der Wille des Kurprinzen bis gegen Ende Mai 1760 zurückhielt. Wiederholt bittet er diesen um Ersatz für die mit der Sendung verbundenen erhöhten Ausgaben, zu deren Bestreitung er u. a. auf dem Königstein und in Prag Darlehen hatte aufnehmen müssen.
Eine Schenkung von 60 Thlrn. ist ihm einmal im Jahre 1764 vom Prinzen Albert zugekommen, dem späteren Herzog von Sachsen-Teschen; dieser ist jedenfalls einer von den beiden Prinzen des regierenden Hauses gewesen, die Glaser, wie wir aus dem noch zu erwähnenden gedruckten Nachruf erfahren, unterrichtet hatte.
Erst nach dem Hubertusburger Frieden wurde das Kadettenkorps wieder errichtet, und die Dinge kamen allmählich auf den alten Fuß zurück. Glaser hat noch bis tief in sein 78. Lebensjahr mitgewirkt, dann wurde er im Zusammenhang mit einer unter dem 13. September 1768 angeordneten Reorganisation des Ingenieurkorps mit 50 Thlr. monatlich pensionirt. Sein Leben beschlossen hat er am 4. September 1773 – im Thiermannschen Hause auf der Rähnitzgasse, eine Treppe hoch – und ist in der Gruft bei der Dreikönigskirche begraben worden.
Seine Hinterlassenschaft sollte nach ihrem materiellen Theile noch den Anlaß zu einem ebenso unerquicklichen wie langwierigen Streit geben. Ihr Werth betrug nach gerichtlicher Feststellung annähernd 14 000 Thlr., einschließlich einer Bibliothek, deren Reichhaltigkeit wir von ihm selbst wiederholt betont finden, nebst Karten, Instrumenten etc.
Glaser war unverheirathet geblieben, auch sonst fehlten ihm unmittelbar Erbberechtigte gänzlich. Als nun der alternde Mann allmählich daran dachte, sein Haus zu bestellen, beabsichtigte er einerseits, schlesische Seitenverwandte zu bedenken, die von Geschwistern seiner Eltern abstammten und durch den Krieg zum Theil in mißliche Verhältnisse gekommen waren. Unter denselben war ihm besonders werth Johann Ephraim Scheibel (geb. 1736), der 1759 Professor der Mathematik und Physik am Elisabethgymnasium in Breslau geworden war, später in gleicher Eigenschaft an das Friedrichsgymnasium daselbst überging und 1788 Leiter dieser Anstalt, sowie Inspektor der evangelischen Schulen der Stadt wurde, ein Mann von gutem Namen in seiner Wissenschaft. Ins Widerspiel zu dieser Neigung traten aber Beziehungen zu einem andern Kreise, der leider nicht in allen seinen Gliedern ganz sauber geblieben ist. Glaser hatte 1734 eine in ziemlich dürftigen Umständen lebende Offizierswittwe zu sich genommen und sie, sowie Angehörige von ihr, gegen Führung seiner Wirthschaft fortan im Wesentlichen unterhalten.
Dem Wunsche nun, auch nach dieser Seite hin die gehegten, vielleicht durch ihn selbst hie und da bekräftigten Erwartungen zu befriedigen, suchte er zunächst durch Anbahnung einer Ehe zwischen Scheibel und einer unter zwei Enkelinnen jener Wittwe, die wir 1766 in seinem Hause vorfinden, gerecht zu werden. Wirklich spann sich das gewünschte Verhältniß an, als Scheibel damals auf Einladung zum Besuch hierher kam[1], und ein daraufhin abgefaßter Testamentsentwurf bedachte beide – wie es schien – künftigen Gatten neben den sonstigen schlesischen Verwandten besonders reichlich. Aber das
- ↑ Aus dem Bericht über seine Rückreise ergiebt sich u. a., daß man damals in die Lage kommen konnte, in Bautzen 20 Stunden warten zu müssen, wenn die Post von Leipzig sich verspätet hatte.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/53&oldid=- (Version vom 19.7.2024)