von der Kriegs-Bau-Kunst erste Probe etc.[1]. Sie beschäftigt sich vor Allem sehr eingehend mit einer Kritik der Befestigungssysteme, wie sie sich seit der Verwendung des Schießpulvers im Kriege entwickelt hatten, unter dem einen Gesichtspunkte der Vertheidigung des Grabens, insbesondere des Hauptgrabens. In dieser Hinsicht nun sei äußerst mangelhaft die altitalienische und die altholländische Art, desgleichen die französische, höchstens zum Theil ausgenommen in der Gestalt, die ihr Vauban auf seiner letzten Entwickelungsstufe gegeben habe, endlich auch diejenige Gruppe von Festungen, die aus Plätzen mit veralteter einfacher Umwallung zum Schutz gegen die neuere Art des Angriffs durch Vorschiebung von Außenwerken nach den vorgenannten Systemen geschaffen worden sei. Meist frei von dem gerügten Fehler, überhaupt durchgängig besser seien dagegen die neuerdings nach eklektischen Grundsätzen besonders in Deutschland[2], sowie nach ihrem Muster von deutschen Ingenieuren in Ungarn und Rußland erbauten Festungen. Im Allgemeinen ist es interessant zu sehen, wie der Verfasser sich bemüht, die Verdienste der Deutschen (Speckle, Dilich, Rusenstein, Rimpler, Coehorn, Wertmüller, Sturm u. A.) auf diesem Gebiete in ein möglichst helles Licht zu stellen. Wären Grundsätze, wie sie in diesem Kreise schon früh aufgestellt worden waren, vernünftig weitergebildet worden, so hätte der deutschen Nation manche Demüthigung durch Ludwig XIV. erspart, hätte dessen Heeren das Schicksal des Quinctilius Varus bereitet werden können. Neben diesen Erörterungen tritt übrigens stark auch die Abwägung der Vortheile vorwiegend theoretischer oder praktischer Ausbildung zum Ingenieur hervor, wobei sich eine etwas einseitige Vorliebe für die erstere bemerklich macht. Weiterhin giebt Glaser den Abriß eines eigenen Befestigungssystems, durch welches eine ungenügende Grabenvertheidigung vollkommen vermieden werde, und zwar nach einer einfacheren und einer kostspieligeren Bauart. Dabei bekundet er sich, wie später immer von Neuem, namentlich auch als entschiedener Verfechter eines Befestigungselements, das gerade durch die französische Art aus der Mode gekommen war: des Vor- oder Unterwalles, der sogenannten Faussebraye; auch möchte er seine Idealfestung am Liebsten mit doppelter Contreescarpe umgeben sehen. Was sie in vollkommenster Ausführung mehr koste, werde sie durch ihre erhöhte Haltbarkeit reichlich ersetzen. Im letzten Abschnitt giebt Glaser noch eine neue – wie er sie bezeichnet – vollkommene und leichte, durch Algebra erfundene allgemeine Festungskonstruktion nebst den dazu gehörigen Ausrechnungen, und stellt eine künftige weitere Ausführung seiner Gedanken in Aussicht.
In Sachsen bereitete sich um diese Zeit einerseits eine weitere Ausgestaltung des adeligen Kadettenkorps und seines Unterrichts vor, andererseits sollte das Ingenieurkorps, an dessen Spitze seit Oktober 1728 aus preußischen Diensten der nunmehrige Generallieutenant Joh. von Bodt getreten war, eine beträchtliche Verstärkung erfahren. War doch obendrein das bekannte Lustlager bei Zeithain in Sicht. Und unter den neuangenommenen Persönlichkeiten befindet sich auch unser Glaser. Sein Patent als Ingenieurkapitän ist gleich zahlreichen anderen Ernennungen und Beförderungen unter dem 30. Mai 1730 im Campement bei Zeithayn ausgefertigt, übrigens die Anstellung auf den 2. März datirt. August der Starke, durch seine Schrift auf ihn aufmerksam geworden, hatte ihn nach Dresden vor sich beschieden und daraufhin für seinen Dienst gewonnen. Unter dem 28. März hat Glaser auf 14 Tage Urlaub nach Halle erhalten, um seine Sachen von dort zu holen. Bei dem Lustlager hat er übrigens für seine Person keine Verwendung gefunden.
Die Stellung als einfacher Ingenieurkapitän mit einem thatsächlichen monatlichen Einkommen von 27 1/2 Thaler – denn jedesmal der zwölfte Theil des nominellen Gehalts entfiel auf den sogenannten Invalidenrabatt – sollte nur eine vorläufige sein, wie ihm in Aussicht gestellt ward. Der König-Kurfürst, so erfahren wir, habe die Absicht zu erkennen gegeben, ihm weiterhin den Unterricht in der Mathematik beim Kadettenkorps zu übertragen und ihn auf 600 Thaler Jahresgehalt zu bringen. Glaser habe denn auch an den Grafen Wackerbarth ein Gutachten darüber eingereicht, wie die Lehrart in seinem Fach bei den Kadetten mit Nutzen anzustellen sei; doch sei die Sache zunächst wieder in Vergessenheit gerathen.
Nach dem mittlerweile eingetretenen Regierungswechsel sollte Glaser auch wenigstens eine Gelegenheit gewinnen, einen Einblick in den wirklichen Krieg zu thun. Unter dem 5. Juni 1734 erhielten einige Mitglieder des Ingenieurkorps Befehl, schleunigst mit Extrapost zu der seit dem Februar im Gang befindlichen Belagerung von Danzig abzugehen, dem wichtigsten Ereigniß auf dem östlichen Schauplatze des polnischen Thronfolgekrieges, und durch einen Nachtrag vom 6. Juni wurde er jenen noch beigesellt. Freilich war die Sendung nur von kurzer Dauer: Danzig fiel bereits im ersten Drittel des Juli, und wenigstens Glaser ist schon im August wieder in Dresden gewesen.
Im nächsten Jahre kam er nun aber doch zu einer Lehrthätigkeit am Kadettenkorps und auch zu dem ihm
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/50&oldid=- (Version vom 17.7.2024)