Generalleutnants von Arnim mit ihrem Hofmeister und schließen sich an Griebe an. Mit ihnen hat er denn auch die ganze übrige Reise gemacht. Zunächst werden allerhand Ausflüge in die Umgebung unternommen und zwar zu Pferde, unter anderem nach Fontainebleau, wo sie schlecht essen, aber doch für die Mahlzeit pro Kopf 1 Thaler 8 Groschen bezahlen müssen, weiter über Melun nach Veaux, einem Schloß mit Garten, in dem sich über 200 Fontainen befinden. Auch die Sorbonne, die Bibliothek, die Schlösser St. Cloud, St. Germain und das Palais Luxembourg, damals Palais d’Orleans, werden besichtigt, wobei sie unter anderem die Wahrnehmung machen, daß zwei Prinzessinnen Kleider von Trödlerweibern kaufen, weil sie vom König „gar genau und geringe gehalten wurden".
Am 25. März verlassen Griebe und die beiden Herren von Arnim Paris und reisen auf gemietheten Pferden nach Orleans, wobei unserem Helden das Unglück widerfährt, daß er ein schlechtes Pferd bekommt und herunterfällt. Von da fahren sie auf der Loire nach Blois, wo sie sich zu einem längeren Aufenthalt niederlassen. Sie nehmen Pension bei einem Uhrmacher und zahlen da für Wohnung und Kost monatlich 15 Thaler. Griebe nimmt auch hier einen Sprachmeister, der zugleich Mathematiker ist, auch nimmt er Fecht- und Tanzstunden an. Selbstverständlich besucht man auch verschiedene Schlösser der Umgegend, ferner das Dorf St. Gervais, wo der „beste Milchraum in ganz Franckreich“ anzutreffen ist und wo sie sich in diesem „Milchwerg“ wohl sättigen. In Folge einer in Blois auftretenden Epidemie sehen sie sich veranlaßt, diesen Ort am 3. Juli zu verlassen und die Reise weiter fortzusetzen. Zunächst kommen sie, wiederum auf der Loire, nach Tours, wo sich unser Reisender, nach der Beschreibung der Kirchen, doch auch gedrängt sieht zu bekennen: „Nicht ist zu vergeßen die lustige gegendt und herrliche Land, wie dann der Situs von der Stadt gleichsfalls ist.“ Weiter nach Saumur, wo sie andere Deutsche, mit denen sie schon in Paris zusammengewesen waren, wieder antreffen. Hier lassen sie sich nieder, nehmen wieder Pension bei einer Wittwe für 15 Thaler monatlich, auch erhält Griebe wieder Tanzunterricht. Sie kommen übrigens gerade zurecht zur Verlobung der ältesten Tochter ihrer Wirthin, werden auch in der Folge von ihrer Hausfrau mit einem Blumenstrauß angebunden, worauf sie sich mit einem Abendessen und Ball an einem Nachbarorte revanchiren. In Saumur bleiben die Reisenden fast drei Vierteljahre. Bemerkenswerth ist nur ein elftägiger Ausflug, den sie in Begleitung vieler anderen deutschen Kavaliere, die sich inzwischen zusammengefunden haben, am 18. November unternehmen, zuerst auf dem Wasser nach Nantes – man sieht, daß, wenn irgend möglich, der Wasserweg eingeschlagen wird – , dann auf gemietheten Pferden weiter. Zunächst gelangt man nach Angers, das sich besonders auszeichnet durch die Menge und Kostbarkeit der daselbst aufbewahrten Reliquien: es giebt da einen von den sechs steinernen Krügen, die, bei der Hochzeit zu Cana benutzt worden sind, zwei Stücke vom Rocke Christi, etwas Haar von der Jungfrau Maria, ein Dorn aus der Dornenkrone und Holz vom Kreuze Christi. Bei der Weiterreise haben die Reisenden auch das Unglück, daß sie in der Dunkelheit durch ein Wasser reiten müssen und, wenn man ihnen nicht von einer Schiffmühle aus zugerufen hätte, in den vollen Strom gerathen und ertrunken sein würden. Am 28. November treffen sie wieder in Saumur ein, um daselbst den Rest des Winters zu verbringen. Gewissenhaft wird berichtet, daß sie sich daselbst purgirt und zur Ader gelassen haben; unter anderem werden monatlich wiederkehrende Kopfschmerzen durch einen Aderlaß an den Füßen geheilt. Am 5. März 1663 endlich wollen sie abreisen. Unglücklicherweise bekommt aber nunmehr der ältere Arnim ein Geschwür hinter dem Ohr, so daß er zwei Mal zur Ader gelassen und die Abreise auf den 10. März verschoben werden muß. An diesem Tage wird denn auch die Weiterreise angetreten. In dem ersten Nachtquartier Touars lernen sie den aus der Mark gebürtigen Hofmeister des Herzogs von Trémouille kennen, der sie herrlich traktirt und ihnen bei der alten Herzogin und dem jungen Prinzen Audienz verschafft, von denen sie auch zum Handkuß zugelassen werden. Dann geht es durch die Provinz Poitou über Poitiers, wo sie in Folge Erkrankung des älteren Arnim einige Tage verweilen müssen, und Rochelle, zuletzt auf der Garonne zu Schiff nach Bordeaux und nach einem Aufenthalte von nur wenigen Tagen zu Pferde weiter, die Garonne aufwärts, nach Montauban und Toulouse, Carcassonne und Narbonne, wo sie zwischen dem Getreide auf den Feldern viele Oel- oder Olivenbäume sehen. In Beziers trinken sie den ersten und besten Muskatellerwein. Weiter geht es nach Montpellier und Nimes, wo das Amphitheater und die Ruinen der übrigen daselbst befindlichen römischen Bauwerke bewundert werden. Die Gasthöfe, in denen eingekehrt wird, werden auf das Gewissenhafteste aufgeführt; besonders häufig kommen vor das „Weiße Roß“, das „Weiße Kreuz“ und der „Französische Thaler“. Hier in Südfrankreich können sie auch nicht umhin, die südliche Vegetation zu bewundern: „Hier unterwegens wahren allerhand wohlrüchende Kräuter und Bäume, auff dem Felde, Roßmarin-Sträucher, Timian und andere, welche die Einwohner anstatt des Holz und Reußes (Reisigs) brauchen, maasen Sie dann in diesem Hause einen Backofen mit Roßmarien heuzten, welches einen starcken
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/267&oldid=- (Version vom 29.7.2024)