Die Beziehungen zum Auslande wurden nicht ganz aufgegeben. Am 3. August 1573 bat Buchner den Kurfürsten um Vorschuß zu seiner Arbeit für Herzog Philibert Emanuel, der einen eigenen Gesandten mit Geschenken nach Dresden senden wolle. Der Kurfürst dachte dann, Buchners Werke zum Gegengeschenk zu benutzen. Am 29. April 1574 erhielt er den Befehl, mit seinen Instrumenten sich reisebereit zu halten; da er aber selbst theils krank, theils schwer entbehrlich war, wurde sein Vetter Eberhard Ammon und als Dolmetsch der Musiker Angelus Scandellus nach Italien abgefertigt. Ihr Paß lautet vom 4. Juni 1574. Vierhundert Gulden gab ihnen der Kurfürst mit auf die Reise. Es waren nicht Kunstgegenstände, die sie überbrachten, sondern Brechschrauben, Geschützwinden, Waagen, Pressen und dergleichen. Nur ein Rüstzeug war darunter, das Wenzel Jamnitzer von Nürnberg für 105 Thaler gefertigt hatte. Das Ganze war 1785 Thaler werth. Die Reise fiel nicht glücklich aus. Denn der Herzog gab Ammon 153 Kronen für sich und 347 Kronen für Buchner mit, die dieser dem Kaufmann Niklas Medersath aus St. Gallen gegen einen bei Leonhard Danner in Nürnberg zahlbaren Wechsel anvertraute. Medersath floh aber und der Kurfürst August ersuchte den Rath von St. Gallen, wie es scheint vergeblich, die Summe für seine Unterthanen einzutreiben. So scheint unser Meister um seinen Verdienst in empfindlicher Weise geprellt worden zu sein.
Zu einer eigentlich künstlerischen Thätigkeit kam es aber unter dem Drang der vielseitigen Geschäfte zunächst nicht.
Der Kurfürst August legte sich am 11. Februar 1586 zum Sterben, sein Sohn Christian, ein junger, unternehmungsfroher Herrscher, trat an seine Stelle: nun erst begann Buchners großartige Thätigkeit.
Es ist erstaunlich, mit welcher Fülle umfangreicher Pläne für seine Hauptstadt Kurfürst Christian I. alsbald nach seinem Regierungsantritt hervortrat. Und Buchner sollte deren Vollstrecker sein. Es scheint, als ob der Zustand der Unfertigkeit, in dem die Frauenvorstadt noch lag, dem jungen prachtliebenden Herrn wie eine Schmach auf der Seele gebrannt habe. Mit einem Male sollte die Stadt vollendet werden.
So begann denn für Dresden eine Bauthätigkeit, die nur mit der unter König August dem Starken zu vergleichen ist. Der alte Zwingertheil zwischen Georgenschloß und Neumarkt wurde zum kurfürstlichen Stallhof, der alte Wehrgang längs der Außenmauer zur Arkadenhalle und Gewehrgalerie. Den Abschluß bildete der „Stall“, das heutige Johanneum. Es entstand hiermit der für ritterliche Spiele bestimmte malerische Hof, der uns bis heute erhalten blieb. Der düstere Name „Zwinger“ bezeichnete ursprünglich jenen Zwischenraum zwischen der äußeren und inneren Stadtmauer, von dem der spätere „Stallhof“ ein Theil ist. So benannte man auch noch unter König August dem Starken jene leichten Festbauten, die für Ringelstechen und Turniere abgesteckte Bahnen umgaben. Man übertrug diesen Namen sogar auf das glänzende Monumentalwerk, das später an Stelle jener, für den Augenblick berechneten Anlagen trat. Gegen Süden erfuhr das Schloß eine stattliche Erweiterung, das Portal an der Schloßstraße, der kleine Hof wurden errichtet. Auf dem Neumarkte entstand das 1760 zerstörte Kaufhaus. Die Jungfernbastei, die heutige Brühl’sche Terrasse, mit dem Lusthaus an der äußersten Spitze wurde ins Werk gesetzt und gleichzeitig auch das stattliche Pirnaische Thor. An der Sophienkirche erhob sich eine ansehnliche Flucht neuer Bauten, darunter das kurfürstliche Bad, die von Lynar begonnene Bastei. Kurz, aller Orten regten sich Schaufel und Hacke, Kelle und Winkelmaaß, und Buchner war es, der den nach Tausenden zählenden Arbeitern die leitenden Gedanken gab. Aber auch über Dresden hinaus ging Buchners Einfluß. Er befestigte den Königstein, baute die Schlösser Zabeltitz und Colditz, er besuchte auf zahlreichen Reisen Nürnberg und die thüringischen Herzöge, Braunschweig und Leipzig, überall wegen seines klugen Rathes und als einflußreicher Diener seines Herrn ein gern gesehener Gast.
Glänzend bewährt sich hierbei seine Begabung, anzuordnen und zu leiten. Schon in der neuen Anstellungsurkunde, die Buchner am 18. November 1586 erhielt, wurde sein Wirkungskreis festgestellt. Er sollte alle „Hauptgebäude“ in Befehl haben, Anschläge machen, den Bau beaufsichtigen. Zu seinem Gehalt werden ihm noch 300 fl. „Vortheilgeld“ zugesagt – doch nur „so lange es dem Kurfürsten gefällig“. Während unter Kurfürst August die Beschaffung der Frohngespanne, der Bausteine u. s. w. bei der peinlichen Sparsamkeit des Fürsten die größten Schwierigkeiten bereitete, wußte Buchner den gewaltigen Ansprüchen, die auf ihn eindrangen, überall gerecht zu werden, die Bauern und ihre Fuhrwerke herbeizuschaffen und, ob sie gleich blos mit einem Groschen und einem Käse verlohnt wurden, bei gutem Willen zu erhalten, Zucht und Ordnung auf den Bauten einzuführen und das Rechnungswesen in geeignete Verfassung zu bringen, von dessen Umfang sorgfältig geschriebene „Summarische Extrakte“ noch heute ein klares Bild geben.
So entwickelte sich seine Amtsthätigkeit in steigendem Umfang. Kurfürst Christian vertraute ihm rücksichtslos und sparte den von seinem Vater zusammengebrachten Schatz nicht. Vergebens forderten die alten Beamten Augusts Sparsamkeit und klaren Einblick in die Ausgaben. Es fand sich keine Zeit im Drange der Geschäfte,
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/257&oldid=- (Version vom 20.8.2024)