wollte ihn nun auch nach Spanien mitnehmen. Selbst als Buchner nach der Schlacht bei Gravelines „mit Glimpf“ dies Anerbieten abschlug, gab dieser ihm noch sechs Monate Bedenkzeit bis zum Neujahr 1559.
Reich ausgestattet mit Erfahrung, kehrte Buchner aus dem Wirkungskreise der Egmont, Wilhelm von Oranien, aber auch der Alba und seiner Ketzererlasse nach Nürnberg zurück und sah sich von dort, ob er gleich nicht üble Lust hatte nach Brüssel zurückzukehren, nach einer Stellung in Deutschland um. Denn in der Heimath war ihm nicht wohl, weil man ihm „mit dem Heirathen zu sehr zusetze“. Durch Danner, der damals wegen verschiedener Aufträge in lebhafter Korrespondenz mit Kurfürst August stand, bot er Sachsen seine Dienste an. Er scheute das fremde Land mit den den seinigen entgegenstehenden religiösen Ansichten, den in England wie in Spanien damals mit erhöhter Schärfe auftretenden Verfolgungseifer der Katholischen und zog das stillere Sachsen vor. Denn auch August wollte ein Schraubenwerk besitzen und hatte es bereits bei Danner bestellt. Dieser schlug statt seiner den Vetter zur Anfertigung des Gewünschten vor und nach kurzem Besinnen ging der Fürst auf die nicht unbedeutenden Forderungen des jungen Mannes ein und stellte ihn in seinen Diensten an. Hundert Thaler zur Profession, freien Tisch und Herberge, Essen zu Hof oder in der Werkstatt, darin er arbeiten soll, auch die Hofkleidung, wie’s der Brauch ist, und Bezahlung für jede Arbeit, sowie das Recht, für andere Herren zu arbeiten, machte Buchner sich aus; und alle seine Forderungen wurden ihm bewilligt (9. November 1559).
Alsbald begann Buchner seine Arbeit. Es sind nicht gerade bedeutende Aufträge, von denen zunächst die Akten erzählen. Aus seiner Werkstätte im neuen Zeughause gingen zwar eine Menge Arbeiten hervor, doch keine von dauerndem Werth. Große Wagen für das Zeughaus, Druckerpressen für Kupfer- und Landkartendruck, Werkzeug für die Drehstube des Kurfürsten, Vogelhütten und Gartenzäune, Druckwerke mit Schrauben und Pressen, Schnellwaagen, Mühlwerke, eine Sänfte für Fürst Wolff von Anhalt u. s. w. werden genannt. Aber schon beginnt Buchner als der geschickte Vertreter und Unterhändler seines Herrn sich verdient zu machen. Bald schaffte er ihm genaue Pläne der Befestigung von Nürnberg, bald kaufte er Rüstungen von den dortigen Plattnern für das Zeughaus oder verhandelte mit dem großen Goldschmied Wenzel Jamnitzer über bestellte Arbeit. Dabei wußte er sich durch kleine Weihnachtsgeschenke beim Herrscher in Erinnerung zu bringen und ihn daran zu gewöhnen, gewisse Wünsche durch ihn befriedigt zu sehen. Er ist es, der dem Fürsten einen Ring ums Haupt machte, um die Brille daran zu hängen, damit diese nicht mehr die Nase quetsche (1573). So kam er bald zu Gunst, wenn auch der Kurfürst seinen Diensteifer in der Erfindung neuer Dinge manchmal dämpfen mußte, weil zum „Kunstiren“ ein schwerer Beutel nöthig sei. Am 1. November 1566 bedankt Buchner sich schon für ein Gnadengeschenk von 1000 Thalern, die er „zeit seines Lebens in seinem Beruf zu verschulden und zu verdienen“ verspricht. Er gelobt dankbaren Gemüthes, mit seinem Haus, Weib und Kind sich in schuldigem Gehorsam und Fleiß zu erhalten und das Geschenk so anzulegen, daß es dem Kurfürsten zur Ehre und zum Lobe gereiche. Im Jahre 1568 konnte er bereits daran denken, sich ein eigenes Haus hinter dem Zeughaus, wohl an Stelle des jetzigen Kurländer Palais, zu bauen, zu dem ihm der Kurfürst Holz, Kalk und 30 000 Ziegel schenkte. 1580 vermiethete er sein Haus für 30 fl. an den Kurfürsten, um dessen Musikinstrumentenmacher Jacobus Lasius dort unterzubringen. Auch Buchners Kindern kam die fürstliche Gunst zu Gute, denn der Kurfürst sagte, er könne dem Vater es nicht verdenken, daß er seinem Sohne eine Nahrung schaffen möge, und ging willig auf dessen Vorschläge für Bau eines neuen Pürschwagens ein, wenn er gleich manches daran auszusetzen hatte (5. Dezember 1582). Bald darauf lieh der Kurfürst seinem Beamten, obgleich dessen Jahresgehalt jetzt schon 557 fl. 3 Pf. betrug, zu seiner Nothdurft und Beförderung seiner vorhabenden Nahrung 2000 fl. auf sein Haus (14. Mai 1583), eine Wohlthat, die ihn nicht abhielt, als Buchner bat, ihm die Verwaltung der Eisen- und Blechhämmer abzunehmen, dies als „Unbeständigkeit und Leichtfertigkeit“ zu bezeichnen, „der er von ihm sich nicht versehen habe“. „Weil aber mit verdrossenen und unwilligen Leuten geringer Nutzen geschaffen wird“, genehmigte der Herr doch eine Aenderung der Amtstheilung (27. Juni 1583).
Nach alledem sieht man, daß es Buchner nicht gelang, sich ein Vermögen zu erwerben. Dies bezeugt ein 1568 eingereichtes Bittgesuch, das ein klares Bild des Lebens eines Kunsthandwerkers jener Zeit giebt. Der Bittsteller erhielt jetzt 300 fl. jährlich, Kost und Kleidung für sich, seinen Vetter Ammon, der in seiner Werkstatt als Geselle arbeitete, und einen Jünger, „welches“, wie Buchner sagt, „sehr wenig ist“. Nun ist Ammon fortgezogen, fremde Länder zu sehen, hat Buchners Thätigkeit auf den kurfürstlichen Bauten ihn seiner Werkstätte und Arbeit entfremdet, sind Weib und Kinder übel versorgt. Er schuldet für sein Haus noch 700 fl. So kommt Buchner der Wunsch, sein Anwesen wieder zu verkaufen und weiter zu ziehen, wenn ihm der Kurfürst nicht helfe. Er bat um 600 fl. Vorschuß und scheint sie erhalten zu haben, denn er blieb im Dienst.
Vor allem aber zeigte Buchner bald Geschick und Kenntnisse für das Bauwesen. Er schnitzte Modelle
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/255&oldid=- (Version vom 20.8.2024)