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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/208

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außerdem war im Garten eine große Anzahl Gewächshäuser für Pommeranzen, Lorbeerbäume, Ananas und Kaffeebäume, sowie ein Pisang- und ein Feigenhaus vorhanden. Auch Cedern, Oleander, Myrthen- und Granatbäume, sowie amerikanische Aloën standen dort, von welchen letzteren im Mai 1745 eine zur Blüthe kam, wie die „Dresdner Merkwürdigkeiten“ berichten. Von den vorhandenen Feigenbäumen waren 23 in den Erdboden gepflanzt und wurden im Winter überbaut[1]. Namentlich in den Jahren 1716 und 1717 war eine große Anzahl Orangen- und Lorbeerbäume von einem Kommissionär Detlef Klefeker in Hamburg gekauft worden, der sie aus Italien bezogen hatte und zu Schiff auf der Elbe nach Dresden bringen ließ. Diese Bäume waren theilweise bis zu 7 Fuß hoch, aber auch ziemlich theuer: es wurden z. B. im Jahre 1716 für 30 Stück 10 644 Thaler bezahlt. Unter den übrigen von Klefeker gelieferten Bäumen, als Taxus und Buxbäumen, waren viele, welche Figuren darstellten, z. B. 138 Stück in Form von Säulen, auf denen sich oben ein Vogel oder eine Kugel befand, 96 in Gestalt von Pyramiden, 48 stellten verschiedene Thiere, wie Pfauhähne etc. dar[2]. Zu längerem Aufenthalt der kurfürstlichen Familie scheint der Garten schon im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts nicht mehr gedient zu haben, denn nach einem im Jahre 1682 aufgenommenen Inventar befanden sich nur noch wenige Möbel in dem sogenannten kurfürstlichen Hause; an den Gebäuden selbst war vieles defekt und die Anlagen sowohl des Lust- als des Küchengartens zeigten sich von Unkraut überwuchert[3].

Bis zum Jahre 1766 war die Orangerie, wenn sie den Ueberwinterungshäusern entnommen wurde, in dem nach dem Malersaale zu gelegenen Theile des Gartens aufgestellt worden, von da an aber begann man, da die Bäume an dieser Stelle ziemlich versteckt standen, einen Theil im Zwinger aufzustellen, und im Jahre 1770 wurde beschlossen, diejenigen Bäume, welche zur Aufstellung im Zwinger nicht gebraucht würden oder nicht geeignet seien, nach dem Großen Garten, Uebigau, Sedlitz und dem Palaisgarten zu überführen, die dort befindlichen Orangenbäume aber, zusammen 842 Stück, zu veräußern. Anfangs wollte man auch die Feigenbäume beseitigen, doch wurde später deren Erhaltung angeordnet[4]. Da in Folge dessen ein großer Theil des Gartens nicht mehr gebraucht wurde, so baten der Hausmarschall Peter August von Schönberg, der Vize- Kammerpräsident Karl Ferdinand Lindemann und der Geheime Kammerrath Friedrich Wilhelm Ferber ihnen zur Erbauung von Familienwohnhäusern Plätze von je 100 Ellen Länge an der Ostraallee und in der Tiefe bis zum Mühlgraben, welche 110 Ellen betrug, gegen Entrichtung eines Erbzinses zu überlassen. Diesem Gesuche wurde stattgegeben und von dem nach der Stadt zu gelegenen Theile des Gartens vier Plätze abgetrennt, deren erster vier Ellen vom Malersaale entfernt lag, weil dort wie erwähnt, ein Weg nach der Gerbergasse hindurchführte. Diesen ersten Platz, der nur 66 Ellen breit war, erhielt im Jahre 1772 der Hofmaschinenmeister Reuß, während die drei anderen bereits 1770 an die genannten drei Gesuchsteller überlassen worden waren, und zwar hatte Lindemann den Platz neben Reuß, den nächsten Ferber und den letzten von Schönberg erhalten[5].

Auch vom Lorbeergarten, also dem äußeren Theile des herzoglichen Gartens, wurde im Jahre 1771 ein kleiner an der Ecke der Ostraallee und Maxstraße gelegener Theil abgetrennt und an den Hofkoch Wölls überlassen. Später besaß die Gattin des Hof- und Justitienraths Creuziger dieses Grundstück und erhielt im Jahre 1800 auf Ansuchen noch ein weiteres Stück des Gartens von elf Ellen Breite und 117 Ellen Tiefe dazu. Der Lorbeergarten wurde damals nur noch zur Gräserei benutzt, da der Hofgärtner wegen des für die Orangerie nöthigen Düngers mehrere Kühe halten mußte[6]. Die „Grotte“ und die daneben befindlichen beiden hölzernen Schießhäuser wurden im Jahre 1764 in Folge mündlicher Anordnung an den Kommerzienrath Giuseppe de Santo Vito überlassen, der unter der Firma Meurer & Co. eine Krepp- und Tuchfabrik, sowie eine Seifen-Raffinerie nach venetianischer Art darin einrichtete, aber schon 1768 kam Santo Vito in Untersuchung und Arrest und die Fabrik ging ein[7]. 1781 wurden sowohl die Grotte als auch die beiden Seitengebäude nebst einem großen Theile des Lorbeergartens, ungefähr bis zur jetzigen Trabantengasse, an den Tuchfabrikanten Joh. Gottlieb Roch vererbt[8], so daß nur noch der zwischen dieser Gasse und dem Wölls’schen Grundstücke gelegene Theil des Lorbeergartens übrig blieb, welcher erst in den dreißiger Jahren unsres Jahrhunderts veräußert und mit Privathäusern bebaut wurde[9]. Die Straße „An der Herzogin Garten“


  1. Acta, die in Ansehung etc. Vol. I. Loc. 774. Bl. 17, 30, 36b.
  2. Die von Detlef Klefekern etc. Loc. 774. Bl. 19, 76 flg.
  3. Rep. XX. Dresden. 129.
  4. Acta, die in Ansehung etc. Vol. I. Loc. 774. Bl. 14b, 27, 50, 62.
  5. Acta, die in Ansehung etc. Vol. I. Loc. 774. Bl. 1 flg., 27, 163. Vol. II, 331, 27.
  6. Acta, die in Ansehung etc. Vol. I. Loc. 774. Bl. 205, 209b. Vol. III. 189, 200.
  7. Acta, die in Ansehung etc. Vol. II Loc. 774. Bl. 48.
  8. Acta, die in Ansehung etc. Vol III. Loc. 774. Bl. 138.
  9. Richter, Atlas zur Geschichte Dresdens. Tafel 31 und 33.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/208&oldid=- (Version vom 18.7.2024)