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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/153

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Denkwürdige vollständig zu verzeichnen, gerecht werden könnten. – Unter den geschichtlichen Werken wollen wir nur die „Poetische Vorstellung aller Regenten in Pohlen und Churfürstenthum Sachsen“, und das kurze „Verzeichnüs aller evangelisch-luther. Prediger, so von 1539 an in Dreßden gelebet“, hervorheben, vor Allem aber sind hier die „Curiosa Saxonica“, mit dem zusammenfassenden Titel „Historisches Curiositäten-Cabinet“ genannt, zu erwähnen, die neben dem „Kern Dreßdnischer Merkwürdigkeiten“ zweifellos das wichtigste Verlagswerk Mohrenthal’s sind. Die Curiosa Saxonica erstrecken sich auf die Zeit von 1727–1764 und dienen dem „Kern Dreßdnischer Merkwürdigkeiten“ insofern zur Ergänzung, als sie bisweilen ausführlichere Berichte über die dort nur kurz mitgetheilten Dresdner oder sächsischen Tagesneuigkeiten bieten. Daneben aber geben sie vielfach historische Schilderungen, Briefe, Urkunden etc., die noch jetzt für die sächsische Geschichte von Werth sind und sie, wie ihr Herausgeber Crell (Iccander) sich einmal ausdrückt, zu einem „historischen Lustgarten“ machen. Der Energie Mohrenthal’s haben wir die „Dreßdnischen Merkwürdigkeiten“ und die „Curiosa Saxonica“, diese Fundgruben für die sächsische und Dresdner Geschichte, zu danken.

Aber so weitgreifend der Geschäftsbetrieb Mohrenthal’s auch war, er befriedigte seinen Unternehmersinn noch nicht. Zunächst errichtete er, offenbar im Zusammenhang mit seinem Antiquariat, eine Leih- und Lesebibliothek geschichtlicher und schöner Literatur[1]. Der Verkauf von neuen Romanen, Geschichtsbüchern, den damals sehr beliebten Todtengesprächen und dergleichen war ihm infolge des Privilegienschutzes nicht gestattet, durch seine Lesebibliothek aber konnte er den mit schöner Literatur handelnden privilegirten Buchhandlungen empfindlichen Abbruch thun. Auch hier ist ein Wachsthum des Geschäfts zu bemerken. Bereits 1729 macht er bekannt, daß bei ihm ein „Verzeichniß von Romanen und Historien-Büchern, so ums Geld zu lesen verliehen werden, auf einen Bogen in 8vo gedruckt“ zu haben ist. 1731 ist dieser Katalog bereits auf 11/2 Bogen angewachsen und kostet 3 Pfennige, 1733 wurde die erste Fortsetzung angeboten[2]. Die Lesebibliothek selbst enthielt neben deutscher Literatur auch französische und italienische[3]. Die Bedingungen bei der Benutzung theilen wir am besten aus der Ankündigung in den „Dreßdnischen Merkwürdigkeiten“ vom März 1736 mit: „In oftgedachten Mohrenthalischen Laden werden auch viele alte und neue curieuse Romainen, Liebes-Geschichte, Reise-Beschreibungen, und andere historische Bücher, denen Liebhabern zu lesen wöchentlich vor 1 Groschen von Stück gegen Einsetzung tüchtigen Pfandes communiciret“ – und daß diese Einrichtung, wie oben behauptet, mit dem Antiquariat in Verbindung stand, geht aus dem Angebot im Jahre 1746 hervor, daß bei ihm der Staatssecretair, vom 1. bis 108. Theil, in neun Bänden, sowohl zu lesen als zu verkaufen sei[4].

Mit dem Disputationshandel, dem Verlagsgeschäft, dem kommissionsweisen Bücherverkauf, dem Antiquariat und der Lesebibliothek bethätigte sich Mohrenthal auf allen Gebieten des Buchgewerbes mit Ausnahme des ihm verschlossenen Sortimentsbuchhandels – aber auch damit begnügte er sich noch nicht – er scheute sich nicht, einen Handel mit allerlei Gegenständen nebenbei zu betreiben. So empfiehlt er sich 1732 zum Ein- und Verkauf aller möglichen Bücher, mathematischer Instrumente, Reißbestecke und anderer Sachen, 1732 und 1739 verkauft er einen Vorrath von allerhand Sorten Krügen, Theekannen, Theeschalen, Tabaksköpfen, Messer- und Gabelheften aus Böttger’schem rothem Porzellan, 1746 zwei große Zimmerspiegel „mit bunten gläsernen sauberen Rähmen, auch dergleichen hohen Aufsätzen oder Fontangen“[5]. 1736 preist er gute Makulatur an, 1744 verschiedene Sorten Pathenzettel „vor Personen beiderlei Geschlechts ... davon die erste Sorte den Altar nebst den Tauf-Actu in der Hofkirche vorstellet“, 1752 „in Kupfer gestochene Vorschriften, so mit artigen Laub- und Zug-Werke zu Geburts- und Lehr-Briefen, Kundschaften, Abschieden und dergl. sehr dienlich[6]“. Als dann die Lotterien immer mehr in Aufnahme kamen, warf sich Mohrenthal auch auf den Looshandel. So finden wir ihn z. B. 1745 bei dem Loosverkaufe einer Gemälde-Galerie in Dresden, 1752 bei der Annaberger Lotterie und der Lotterie zum Schulbau in Roßwein betheiligt. 1753 gesellt sich eine Grätzer (= Greizer) und Weißenfelsische Lotterie dazu, 1754 eine Lotterie


  1. Vgl. dazu auch die „Dreßdnische Adresse“ 1737 S. 19, 1739 S. 22, 1749 S. 33, wo gleichzeitig auch auf „andre Nova, so in Commission gegeben werden“, aufmerksam gemacht wird. Diese letztere Bemerkung zeigt, wie Mohrenthal bestrebt war, die gelehrten und literarischen Kreise Dresdens zu sich heranzuziehen. Nach Biedermann (Deutschland im 18. Jahrh. Bd. 2 S. 556) pflegten damals die Gelehrten zu bestimmten Stunden in den größeren Buchläden die Neuigkeiten der Literatur zu besichtigen – eine Sitte, die für Dresden durch Iccander’s Bemerkung bestätigt wird, daß „Gelehrte sich in denen 4 öffentlichen privilegirten Buchläden fleißig divertiren“ („Dresden“ 1719 S. 25).
  2. Kern Dreßdnischer Merkwürdigkeiten 1729 S. 32 und Titelblattrückseite, 1731 S. 76, 1733 S. 68.
  3. Curiosa Saxonica 1754 Avertissement (am Schluß des Bandes).
  4. Kern Dreßdnischer Merkwürdigkeiten 1746 S. 44.
  5. A. a. O. 1732 S. 52, 01739 S. 24, 01746 S. 44.
  6. A. a. O. 1736 S. 20, 01744 S. 8, 01752 S. 61.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/153&oldid=- (Version vom 2.8.2024)