sie machten Schwierigkeiten, sich dem Zeughause zu nähern, in der Meinung, daß es [auch] Feuer gefangen hätte; denn man hatte einige Raketen aus Wackerbarth’s Hause in die Luft gehen sehen.
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Der Kronprinz und einige unserer Generäle kamen auch zum Zeughause und jeder hatte zu befehlen. Ich sagte [also] zum Prinzen, er thäte besser fortzugehen, da man die Leute, die zu diesem Dienste bestimmt wären, nur hinderte.
Schließlich bat ich den Prinzen, welcher derselben Ansicht war, keine Gefahr zu fürchten und den anderen ein gutes Beispiel zu geben: „Nun also, gnädiger Herr, gehen Sie fort; ich werde auch gehen“.
Ich ließ den Generälen sagen, ebenfalls fortzugehen, weil jedermann bei der Arbeit wäre.
Zu Hause angekommen, fand ich den König v. Pr. noch wach und
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Ich fragte ihn, ob er zur Kirche gehen wollte. „Ja“, antwortete er mir, „und zwar in die lutherische Schloßkapelle“. Dahin begaben wir uns zur gewöhnlichen Zeit, und der König war mit D. Marperger[1] sehr zufrieden. –
Ich dachte immer daran, wie man dem armen Wackerbarth helfen möchte, konnte mich aber gar nicht entschließen, ihn aufzusuchen.
Ich dachte immer, ob ihm nicht der König v. Pr. etwas geben würde, sah es aber als ein schlechtes Zeichen an, daß er gesagt hatte, das Feuer wäre nicht bei ihm herausgekommen. Doch ich verließ mich ganz auf meinen königlichen Herrn, dessen [Güte] ich kannte, so daß ich bei mir überlegte, wie ich es anfangen wollte, um den anderen ein gutes Beispiel zu geben, und war entschlossen, dem Grafen Wackerbarth das Haus zu schenken, welches ich noch in der Stadt besitze und das recht schön ist. Indessen wollte ich [erst] den Tag zu Ende gehen lassen.
Ich ließ den König v. Pr. wählen, ob er bei sich in seinen Zimmern, wo sich ein Tisch für 16 bis 18 Gedecke befand, oder bei unserem Kronprinzen speisen wollte. Er zog es vor, beim Prinzen zu speisen, der darüber sehr erfreut war und mich fragte, ob die Prinzessin auch an der Tafel theilnehmen sollte. Ich antwortete: „Aus Liebe zur Prinzessin will [ja] der König bei Ihnen, gnädiger Herr, speisen.“ Der Prinz mußte sehr darüber lachen[2].
Dann ging ich [wieder] zum König v. Pr. und erzählte ihm, man hätte mich gefragt, ob die Prinzessin mit ihm speisen sollte, und ich hätte mir die Bemerkung erlaubt, es geschähe [ja] aus Liebe zur Prinzessin, daß Er beim Prinzen speisen wollte. Er lachte darüber und sagte mir, das wäre richtig. Um also in demselben Tone fortzufahren, fragte ich ihn, ob er getrennt von dem Prinzen, seinem Sohne, zu speisen wünschte; ich würde [dann] den Prinzen mit zu mir nehmen. Er billigte diesen Vorschlag und empfahl seinen Sohn meiner Obhut. Beim Abschied theilte ich dem König mit, daß wir nachmittags das Grüne Gewölbe besuchen würden, womit er ganz einverstanden war.
Unser Kronprinz war dagewesen[3].
Der Prinz und sein Gefolge waren zufrieden mit dem Diner, das ich ihnen gab und das [doch] nichts Besonderes war.
Der Prinz lobte außerordentlich meine Musik[4]; denn er versteht sich darauf. Er hat Klavierspielen gelernt, ohne daß sein königlicher Vater etwas davon weiß, und hat für mehr als 2000 Thaler Noten gekauft.
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Während man den Nachtisch auftrug, ließ ich ihn mit meiner Frau[5] und einem polnischen Fräulein tanzen. Er sagte, es wäre . . . . . . Ich antwortete, ich wollte ihm einen Lehrer verschaffen, ohne daß jemand etwas erführe, was er gern annahm.
Nach Aufhebung der Tafel besuchten wir das Grüne Gewölbe, und kaum hatten wir es genauer zu betrachten angefangen, als der König v. Pr. [auch] hinkam, sehr erfreut, den Prinzen, seinen Sohn, schon dort zu finden. Sie waren erstaunt über das, was sie dort sahen, und behielten sich vor, es noch einmal anzusehen, weil es schon spät war. Sie konnten nicht genug alles loben[6]. Der Prinz betrachtete jedes Ding sorgfältig, und Graf Finckenstein, der es bemerkte, sagte mir, es wäre . . . . . . der Großvater, und als der Prinz ihn fragte, was er gesagt hätte, antwortete er, er spräche von seinem königlichen Großvater. Der Prinz lächelte dazu.
Der König soll zum Prinzen gesagt haben: „Fritz, ich fürchte nur, daß es Dir hier zu sehr gefällt“. „Ich glaube es [wohl]“, antwortete er, „aber warum haben Sie mich kommen lassen, wenn Sie nicht wünschten,
- ↑ Der bekannte Oberhofprediger D. Bernhard Walther Marperger.
- ↑ Cite error: Ungültiges
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-Tag; kein Text angegeben für Fußnote mit dem Namen f20. - ↑ Eine nachträgliche Bemerkung. Der Kronprinz von Polen war früh gekommen, um den König v. Pr. einzuladen, im Schlosse zu wohnen. Dieser aber schlief noch und schlug später das Anerbieten aus.
- ↑ Offenbar ist damit das Klavierspiel des Grafen Flemming gemeint.
- ↑ Graf Flemmings zweite Frau, eine Tochter des litthauischen Großkanzlers Radziwill, später verheirathet mit dem Fürsten Wisniowiczky (Allg. Deutsche Biographie).
- ↑ „Cela éblonit; meinen Vater seine Juwelen ist nichts dagegen“, schreibt Friedrich Wilhelm in dem oben (Anmerkung 8) erwähnten Briefe an den Fürsten Leopold von Dessau.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/145&oldid=- (Version vom 31.7.2024)