Aufsatzes über meine Bibel die Angriffe auf dieselbe zurückweise ...
15) Mittwoch ... Nach Tisch besuche ich Zimmermann[1], um seine nach meinem Carton gemalte Saxonia zu sehen, die nun ziemlich vollendet ist. Von da gehe ich zu Hähnel, den ich in seinem Atelier finde ... Wir verständigen uns über die Aufgaben für monumentale Kunst. Wir werden beide der Jugend das Wort reden. Ich werde als erste Aufgabe die Ausführung des Kruzifix auf der alten Brücke empfehlen. Mit meinem Aufsatz über die Ausmalung des Corridors im Museum ist Hähnel sehr zufrieden ...
16) Donnerstag. Nochmals Besuch von Regierungsrath Wießner wegen der Betheiligung bei der Eröffnung des städtischen Museums in Leipzig. Ich erkläre gehen zu wollen und ersuche Wießner, dieses dem Geh. Rath Kohlschütter zu eröffnen ...
17) Freitag. Gestern eröffnete ich die von Breitkopf & Härtel gesendete Kiste und erfreue mich der trefflich gelungenen Arbeit Sichlings[2]. Heute früh nehme ich die Retouche vor ... Museum. Ich höre, daß Hübner nun doch nach Leipzig geht ...
18) Samstag ... Um 11 Uhr betraten wir das Museum [in Leipzig] ... Nachdem der Herr Minister von Beust eingetreten, begibt man sich nach dem Saal, in welchem die feierliche Uebergabe des Museums an die Stadt und die Eröffnung desselben für das Publikum durch mehrere Reden ausgesprochen wird ... Bald hätte ich vergessen zu bemerken, daß Hübner doch bei der feierlichen Handlung seinen Platz neben Dr. Härtel, welcher im Namen des Comitee das nun vollendete Gebäude an die Auftraggeber übergab, eingenommen hatte und aus Auftrag des akademischen Raths einige passende Worte sprach! ...
19) Sonntag ... Ich begebe mich Nachmittag nach Neustadt mit der Absicht, Herrn von Quandt über die gestrige Feierlichkeit Nachricht zu geben, ihm namentlich mitzutheilen, wie ehrenvoll seiner Verdienste in der Rede des Bürgermeister Koch gedacht wurde. Er ist aber nicht in der Stadt ...
21) Dienstag ... Heute ist General-Versammlung des Kunstvereins und die Verloosung der Gewinnste; mithin ist der Zeitpunkt gekommen, welchen ich schon lange zum Austritt aus dem Direktorium mir ersehen habe. Obwohl ich darin im Irrthum war, daß ich glaubte, es sei seit meiner Wiederwahl auch meine Zeit abgelaufen, so halte ich dennoch an dem Entschlusse fest, auszutreten, und eröffne dieses Direktor Hettner, dem Vorstand des Direktoriums, damit eine Neuwahl auch für meine Stelle getroffen werde ... Dem Regierungsrath Wießner mache ich einen Besuch, um ihm mündlichen Bericht über die Eröffnung des Leipziger Museums zu geben. Wießner weiß nichts davon, daß dem Hübner der Auftrag geworden sei, im Namen des akademischen Raths bei der Eröffnung des Museums zu sprechen. Bei dieser Gelegenheit erfahre ich auch, daß der Herr Minister von Beust für Hübner keinesweges so entschieden Partei nimmt, wie ich vermuthete. Abends kommt Lange mit Peppi, und ich zeige beiden die neuesten Lieferungen meiner Bibel in der Luxusausgabe, in welcher die Abdrücke auf dem chinesischen Papier sich allerdings sehr vortheilhaft im Vergleich mit den Abdrücken der Volksausgabe ausnehmen.
22) Mittwoch ... Peppi berichtet, daß Hähnel und Richter ihre Wiederwahl in das Direktorium des Kunstvereins abgelehnt hätten. Dagegen sind nun Kummer, Auerbach und Lichtenberger eingetreten ...
24) Freitag ... Peppi schenke ich die drei kleinen Zeichnungen zum Buch Hiob, die ich für die Cottasche Bibel verfertiget habe ...
26) Sonntag Zweiter Weihnachts-Feiertag ... Sodann bestelle ich mir bei Globig[3] den Layard: „Niniveh und seine Ueberreste“, den ich zum Sanherib[4] gebrauche ...
28) Dienstag ... Der andere Brief ist von Herrn von Bethmann-Hollweg. Er fragt mich vertraulich um Rath wegen Besetzung der Stelle Schadows in Düsseldorf, der von der Direktion der Akademie zurücktritt. Sodann macht er mich auch auf einen Fehler in einer der Unterschriften zu einem der letzerschienenen Bibelblätter aufmerksam. Ich habe geschrieben: „Maria Magdalena salbt Jesum zu seinem Begräbniß“. Es muß heißen: Maria von Bethanien. Der Fehler ist mir empfindlich. Ich werde dafür sorgen, daß bei den nächsten Drucken derselbe verbessert werde ... Ich begebe mich zu dem Herrn Minister, um über einige Gegenstände Vortrag zu erstatten. Die vertrauliche Mittheilung meines Berichts über die Umrahmung der Holbeinschen Madonna an Geh. Rath Kohlschütter wird gestattet ...
29) Mittwoch ... Obermann bringt mir das sehr tüchtig geschnittene Blatt: Das Ende der Isebel ...
30) Donnerstag ... Rietschel sendet mir das Monatsheft für Januar 1859 der Zeitschrift „Anregungen für Kunst, Leben und Wissenschaft“, herausgegeben von Franz Brendel und Richard Pohl, verlegt von C. Merseburger, Leipzig, welches den ersten Abschnitt eines vortrefflichen Artikels über die Kunst der
Gegenwart und ihre Zustände enthält unter dem Titel: „Nach
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/62&oldid=- (Version vom 28.8.2024)