„Aus Liebe zu den schönsten Muhmen,
Sucht gern der Jüngling Frühlingsblumen,
Ist gleich der Stengel scharf und rauch.
Noch sind sie würdig abzupflücken,
Wie stark kann ihr Geruch erquicken,
Denn Balsam duftet aus dem Strauch,“
so darf dieser Meinung von den Beweggründen des jungen Ehemannes einiger Zweifel entgegengebracht werden angesichts der nüchternen Rechnungsführung über die Kosten seines Brautstandes, wie sie in seinen handschriftlichen Aufzeichnungen[1] vorliegt und mit der Stimmung eines feurigen Liebhabers schwer vereinbar ist. Schrödel hat, außer einigen Nachrichten über den äußeren Hergang bei der Bekanntschaft, Verlobung und Hochzeit, peinlich genau aufgezeichnet, welche Geschenke er seiner Braut, ihren Brüdern und den Dienstboten gemacht und was er dagegen von ihr erhalten, alles unter gewissenhafter Preisangabe; ferner hat er die Kosten der von ihm gegebenen kleinen Freundschaftsessen, des Verlobungs- und des Hochzeitsmahles, des Brautschmuckes und der Wirthschaftseinrichtung und endlich auch den Wert der empfangenen Hochzeitsgeschenke gebucht.
Bei der Durchsicht dieser Aufzeichnungen fällt auf den ersten Blick der große Luxus in die Augen, der in jener Zeit des schlechten Brühlschen Beispiels auch in bürgerlichen Kreisen, trotz aller Kriegsnöthe, geherrscht haben muß. Hatten doch allein die Geschenke, die der Bräutigam das Jahr über und zu Weihnachten seiner Braut verehrte, einen Werth von 1630 Thalern! Nicht minder auffällig sind die angesetzten hohen Preise der Waaren: offenbar hatte der Krieg den Werth aller feineren Bedürfnisse außerordentlich in die Höhe getrieben. Abgesehen hiervon gewährt die Schrödelsche Aufzeichnung aber auch lehrreiche Einblicke in manche Lebensverhältnisse und Gebräuche der Zeit: sie ist ein sittengeschichtliches Dokument, wie sie nicht häufig vorkommen, und soll deshalb hier wörtlich und nur unter Auflösung der Abkürzungen wiedergegeben werden[2].
- den Herrn Superintendent vor die Bemühung 1 Ducaten 6 Thlr. 8 Gr.
- Den Famulus 1 Thlr
- ↑ In den Strauch-Schrödelschen Familienpapieren in der Stadtbibliothek unter Hist. Dresd. 97 t.
- ↑ Es ist zu beachten, daß Schrödel bisweilen schreibt, wie er als Sachse spricht, so Pouqnet statt Bonquet, Seite statt Seide, Butz statt Putz u. s. w.
- ↑ Advokat Johann Konstantin Hübler.
- ↑ Senator Samuel Gottlieb Büttner.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/177&oldid=- (Version vom 30.10.2024)