VIII. Im Mittelgeschoß in der Erkerstube:
10 Brustbilder in Ölfarben, als Thomae Candi (Th. Cavendish oder Candish, englischer Weltumsegler), Francisci Pizardi (Pizarro, der Eroberer Perus), Francisci Dracken, Americi Vespucii, Ferdinandi Magellani, Christophori Columbi, Andreae Doriae, (Papst) Clementis VIII, Sultan Mahomets, Ferdinandi Archid. Austr. moderni Imperatoris, jedes 2 Th;
52 Kunstbücher, meist in italienischer Sprache und vorwiegend den Gebieten der Architectur, Feftungsbaukunde, Perspective, Geometrie, Mechanik, Kriegswissenschaft und Kunstgeschichte angehörend, zusammen 140 Th. 18 Gr.[1]
IX. Im Gewölbe unten im Erdgeschoß:
Eine Sammlung von Kupferstichen: 24 von Golzius (Hendrik Goltzius, Maler, Kupferstecher und Formschneider, 1558 bis 1616), darunter dessen 12 Apostel, – 70 Icones der fürnehmsten Maler und Bildhauer, – 8 Kaiserbilder, – 224 andere Contrafecte, – 27 Mappen und Landtafeln, – allerlei Ansichten von Städten und Festungen;
eine große versetzte Erzstufe, nach den 7 Planeten ausgeteilt, wie jeder sein Metall führet, mit vielen geschnitzten und teils vergüldeten Bildern gezieret, auf einem Postament stehend, so mit ziemlich großen geschnitzten Bergmännern versetzet ist. Die Stufe läßt sich auf dem Fuße umdrehen. Auch ist darin eine Uhr, so die Stunden schlägt und dabei etliche Männer bewegt. Oben ist ein Crucifix von Silber getrieben. 700 Th. (Nosseni selbst hatte sie auf 3000 Th. geschätzt);
2 Säulen von rotem Marmor, jede 4 Ellen lang 120 Th.;
eine Säule von schwarzem Marmor, 33/4 Ellen lang, 50 Th.;
eine Säule von buntem Alabaster, 33/4, Ellen lang, 35 Th.;
2 Säulen von schwarzem Marmor, jede 51/4 Ellen lang, 45 Th
4 Schaftgesimse von Serpentin, zu den 4 Marmorsäulen gehörig, 32 Th.;
2 Tische von Marmor samt ihren Gestellen, der eine 21/2 Ellen lang und 13/4 breit, 11/2 samt dem Fußgestell hoch, der Fuß von rotem und schwarzeni Marmor, 120 Th., der andere 2 Ellen 7 Zoll lang, 13/4, breit, samt dem Fuß 11/2 hoch, die Platte von schwarzem, der Fuß von weißem und schwarzem Marmor, 120 Th.;
2 Schaftgesimse zur Ionica, eins von Alabaster, das andere von Serpentin, 10 Th.;
5 Brustbilder römischer Kaiser von Alabaster, 125 Th.;
ein Brustbild Churfürst Augusti von Gips, 10 Th.;
ein Brustbild Churfürst Augusti flach in einem Comportament, von weißem Marmor, fecit Johann Baptista (Buonhomia), 50 Th.;
3 Säulen von Marmor, jede 31/4, Ellen hoch, 135 Th.;
eine liegende Venus v. Alabaster, sehr beschädigt, 25 Th.
X. Auf dem obersten Boden im Vorderhaus:
allerlei Formen, so zu Inventionen gebraucht worden sind, meist aus vielen Stücken zusammenzusetzen: Neptun, Bacchus, Terminus, Venus, Amor, Triton, Sirenen, Walfisch, Meerroß, Delphin, Krokodil, Salamander, Phönix, Drachen, Einhorn, Löwen, Strauße, allerhand Tierköpfe, Hirschgeweihe, menschliche Körperteile, Flügel, Sonne und Mond, Früchte und Laubwerk, alles zusammen 270 Th. (Diese Decorationsstücke Nossenis sind zum großen Theil in den oben erwähnten Kupferwerken Daniel Bretschneiders abgebildet.)
Der gesammte Nachlaß wurde von den Kommissaren ausschließlich der Grundstücke auf 6961 Th. 9 Gr. 6 Pf. geschätzt. Während der Aufzeichnung und Abschätzung tranken sie auf kurfürstliche Kosten laut der noch erhaltenen Quittungen 49 Kannen rheinischen und 6 Kannen andern Wein, sowie 11 Kannen Bier zum Preise von 18 Th. 7 Gr. 3 Pf. Dazu verzehrten sie täglich 2 Mahlzeiten, bestehend aus Karpfen, Hecht, Krebsen, Lamm- und Kalbfleisch, Rindszunge, gebratenen Vögeln, Butterbrezeln, Pfannkuchen, Auflaufkuchen, Brot, Semmeln und gewöhnlichen Brezeln, im Werthe von 5 Th. 17 Gr.
Im Jahre 1622 ging die ganze Hinterlassenschaft Nossenis mit Ausnahme der Hausgeräthe und einiger minderwerthiger Sammlungsgegenstände durch Kauf in den Besitz des Kurfürsten über. Die meisten werthvolleren Kunstwerke kamen in die Kurfürstliche Kunstkammer. Der Rest wurde theils auf den Klepperstall, theils ins Inventionshaus versetzt. Wie bereits nachzuweisen versucht wurde, haben sich in den Dresdner Museen verhältnismäßig nur wenige Stücke erhalten. Manche dürften noch in den Kgl. Schlössern und an anderen Orten vorhanden sein. Die übrigen sind im Laufe der Zeiten zerstreut worden oder zu Grunde gegangen.
- ↑ Diese Bücher, theilweise erste und seltene Ausgaben, zum Theil in mittelalterliche Pergamenthandschriften gebunden, kamen aus Nossenis Nachlaß in die Kunstkammer und aus dieser später in die Kurfürstliche, nachmals Kgl. Bibliothek. Hier sind sie noch vorhanden, soweit sie nicht im Laufe der Zeit als Dubletten ausgeschieden wurden. Manche erkennt man noch an dem eigenhändig eingeschriebenen Namen ihres ehemaligen Besitzers oder den aufgedruckten Buchstaben J[ohann] M[aria] N[osseni.] In einem (Collado, Pratica di arteglieria, Venetia 1586) findet sich auf dem Vorsatzblatte eine bisher unbekannte Bleistiftzeichnung, die offenbar von Nosseni selbst herrührt. Vergl. das Manuscript der Kgl. Bibliothek: V. Hantzsch, Verzeichnis von Büchern aus dem Nachlasse Johann Maria Nosseni’s, welche sich gegenwärtig im Besitze der Kgl. öff. Bibliothek zu Dresden befinden. (Biogr. art. 2227, 21.)
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/172&oldid=- (Version vom 28.10.2024)