seinen Argwohn zu benehmen. Das scheint nun zwar keinen Erfolg zu haben, indessen nimmt Herr Moore in freundlicher und herzlicher Weise Abschied von mir ...
14) Samstag ... Der Minister[1] theilt mir noch mit, daß das Gutachten über das Hübnersche Projekt, das Treppenhaus und den Corridor des Museums auszumalen, an das Ministerium des Innern abgegangen ist. Es ist in dem Sinne gegeben worden, wie die frühere vertrauliche Mittheilung des Ministers mir es andeutete. Der Minister erklärt noch, in einem Stück meiner Ansicht nicht beipflichten zu können, in dem Stück nämlich, daß ich meinte: die Hübnerschen Bilder würden die Aufmerksamkeit der Besucher in einem Grade auf sich ziehen, welcher der Wirkung der alten Gemälde Abbruch thun könne, worauf ich erwidere, daß meine Besorgniß Hübnern lieber sein werde als sein Zweifel, daß die Darstellungen die Beschauer zur Betrachtung auffordern könnten. Uebrigens beruht meine Besorgniß nicht auf der Meinung, daß der Werth der Hübnerschen Darstellungen den alten Bildern Abbruch thun könne, sondern nur deren zudringliche Gegenwart ... In der für morgen ausgegebenen Nr. [12] des Dresdner Journals erscheint der von Herrn Moore mir angekündigte Artikel gegen den Claußschen kurzen Aufsatz. Der Mooresche Artikel ist wieder entsetzlich bissig und übertreibend.
15) Sonntag ... Brief an von Klenze, welchem ich schreibe, daß ich geneigt bin, die in Aussicht gestellte Bestellung auf ein Oelgemälde anzunehmen ...
16) Montag ... Museum. Inspektor Schirmer hat es immer noch gewaltig gegen Herrn Moore und seinen Rafael ... Mittags kommen Briefe von Frankfurt ... Emmy[2] ist erzürnt, daß ich nicht die nämliche Klasse des Leopold-Ordens bekommen habe, die Cornelius und Kaulbach erhalten haben. Ich bin bescheidener und begreife, daß man mir nicht mehr geben konnte ...
21) Samstag ... Gegen Abend gehe ich ... zu Rietschel ... Wir sprechen viel von Apollo und Marsyas, von Herrn M. Moore und dem letzten Artikel Nr. 15, Dresdner Journal, des Herrn Clauß. Der Artikel erfährt gerechten Tadel. Clauß wird noch viel Verdruß wegen desselben erleben ...
24) Dienstag ... Um 3 Uhr begebe ich mich zu Graf Baudissin zum Speisen. Ich bin eingeladen worden, um den Hofrath Freytag, Verfasser von „Soll und Haben“, kennen zu lernen. Außer ihm finde ich Geh. Rath von Ammon, Hettner, Klee, den General von Baudissin, Gonne. Später kommt Dawison. Wir bleiben bis 7 Uhr beisammen. Freytag gefällt mir sehr gut ...
29) Sonntag ... So viel Veranlassung zum Schreiben vorliegt, so will ich doch heute meinen Sonntag wenigstens in Berufsarbeit feiern, da ich – es klingt seltsam – mir nicht erlauben darf, in die Kirche zu gehen. Ich arbeite an meinen Bibelwerke ...
Februar.
4) Samstag ... 12 Uhr Sitzung des akademischen Rathes. Nach mancherlei unbedeutenden Sachen wird nochmals das Ausschreiben zur Konkurrenz in Betreff der Ausschmückung der Terrassentreppe zur Berathung gebracht. Man einigt sich heute dahin, zwar die vier vorgeschlagenen Gegenstände zu nennen, dennoch aber die Darstellung der vier Jahreszeiten, wie ich sie in Vorschlag gebracht, als den geeignetst befundenen Gegenstand zu bezeichnen ...
8) Mittwoch ... Museum. Schirmer hat mein Bild: „Die Wallfahrt“[3] mit großer Liebe und Sorgfalt wiederhergestellt. Schirmer hat das Bild selbst lieb und hält es nur zu hoch ...
10) Freitag ... In dem Zoologischen Museum ist das Modell des neu zu errichtenden Thiergartens en relief aufgestellt. Ich besichtige dasselbe. Der Thiergarten wird eine Zierde der Stadt werden. Die Bedenken wegen des Geruchs theile ich nicht. Der Garten bleibt der Stadt doch so ferne, daß diese gewiß nicht durch die animalische Ausdünstung belästiget werden wird ...
12) Sonntag ... Gegen Abend besuche ich Frau von Quandt. Herr Rudolf Weigel will nächstens aus Leipzig kommen und meint, ich soll die Lebensskizze des sel. von Quandt schreiben. Was die Leute denken! ...
17) Freitag ... Der Himmel verdunkelt sich zeitig, und ich mache nach langer Zeit einmal einen Spaziergang. Ich gehe nach Strehlen, besehe mir die neue Besitzung unseres Kronprinzen (ehemals das Grundstück eines Forstmeisters), umgehe ihre Gränzen und kehre am großen Garten und den neuen Anlagen am Dohnaschen Schlag nach Hause zurück ...
26) Sonntag ... Wichmann[4] besucht mich. Er theilt mir mit, daß er auf meinem Atelier und unter meiner Leitung gern einen Carton zeichnen würde. Er sagt mir, daß er vor langer Zeit schon diesen Wunsch gehegt, ihn auch Bendemann mitgetheilt hätte, welcher aber sehr unzufrieden sich geäußert habe ...
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/155&oldid=- (Version vom 10.9.2024)