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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/141

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Schriften Luthers und Anderer, welche nach Auswahl der Inspektoren angeschafft wurden, vorzulesen. Dienstags und Donnerstags hatte der Lesemeister denjenigen Brüdern, welche Alters und Schwachheit halber nicht in die Stadtkirchen gehen konnten, den Katechismus sammt dessen Auslegung in der Spitalkirche vorzutragen und einen nach dem andern daraus zu befragen. Jedes Vierteljahr gingen die Hospitalbrüder ein Mal zur Kommunion. Das Sprechen des Tischgebetes vor und nach dem Essen hatten die Brüder nach der Reihe zu besorgen.

In Bezug auf die Kleidung heißt es, daß sie mit dem Nöthigen der Stiftung gemäß versehen werden sollen. Die Anzahl der Schuhe ist auf 2 bis 3 Paar herabgesetzt, wenn sie so viel bedürfen würden, und überdies erhielten sie 4½ Ellen Leinwand zu einem Hemd. Jeder ins Hospital Aufzunehmende sollte ein Oberbett aus Federn, ein Flockenbett und Flockenpfühl, sowie ein Züchentuch mitbringen, und was ihm etwa fehlen würde, sollte ihm der Hospitalmeister geben.

Wegen des Begräbnisses der verstorbenen Brüder wurde angeordnet, daß die völlig mittellosen auf dem Hospitalfriedhofe ohne Sarg begraben werden sollten, diejenigen aber, welche etwas hinterließen, auf dem Gottesacker der Annenkirche zu beerdigen waren, damit der Hospitalfriedhof nicht überfüllt werde. Die Begräbnißkosten werden zu Anfang des 18. Jahrhunderts stets mit 2 Gulden 17 Groschen, einschließlich des Sterbekleides und Sarges sowie des Läutens, in Ansatz gebracht[1].

Die Pforte des Hospitals wurde im Sommer früh ½6, im Winter ½7 Uhr geöffnet und im Sommer Abends 8, im Winter kurz nach 4 Uhr Nachmittags geschlossen. Während des Mittagsessens, das zwischen 10 und 11 Uhr Vormittags stattfand, sowie während des Abendessens, zwischen 5 und 6 Uhr, schloß man die Pforte ebenfalls. Einer der Brüder versah den Pförtnerdienst. Abends 8 Uhr mußten sich die Hospitalbrüder in ihre Kammern begeben, die durch den Hospitalmeister verschlossen wurden.

Weiter heißt es in der Hospitalordnung, daß, da das Hospital nur für ledige Männer gestiftet sei, die Brüder sich nicht verheirathen dürften; sollte dies dennoch geschehen, so müßten sie das Hospital verlassen. Es waren meist ältere Leute darin untergebracht, doch kam es dann und wann auch vor, daß jüngere, etwas gebrechliche Leute aufgenommen wurden. Manche der Hospitaliten waren aber doch auch verheirathet, und diese durften von ihren Frauen besucht werden; sonst wurde streng darauf gehalten, daß Frauen keinen Zutritt zum Hospital erhielten.

Der Spitalmeister erhielt jährlich 100 Gulden Besoldung, der Lesemeister, der bis zu den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts Theolog war (einige führten den Titel Magister), erhielt Kost und Wohnung im Hospital und 1 Gulden und 15 Groschen einschließlich 12 Groschen vom Seigerstellen, sowie 2 Gulden 6 Groschen als Vergütung dafür, daß er mit dem Spitalmeister Gegenregister über die Einkünfte des Hospitals zu führen hatte. An sonstigem Personal war eine Köchin, eine Wärterin und eine Wäscherin vorhanden. Zu allerlei Hausarbeiten wurden die Hospitalbrüder herangezogen[2].

Die im Jahre 1602 von Kurfürst Christian II. erlassene Hospitalordnung führte wesentliche Aenderungen zwar nicht herbei, doch wurde Theurung und anderer Ursachen halber die Anzahl der aufzunehmenden Personen auf 51 herabgesetzt und zwar einschließlich derjenigen, die ihre Pfründen an Geld bezogen und nicht im Hospital selbst wohnten, sowie einschließlich der Köchin, der Wärterin und des Lesemeisters. Die Verringerung der Zahl sollte in der Weise erfolgen, daß beim Absterben von neun Brüdern deren Stellen nicht wieder besetzt würden[3].

Das Vermögen des Hospitals bestand hauptsächlich aus Kapitalien, die zinsbar ausgeliehen waren. Es hatte sich zwar, wie die Revision vom Jahre 1595 beweist, gegen die frühere Zeit bedeutend vermehrt und betrug damals 31336 Gulden[4], aber trotzdem hatte das Hospital öfters mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. So zeigte im Jahre 1563 der Hospitalmeister an, daß im vergangenen halben Jahre 371 Gulden mehr ausgegeben als eingenommen worden seien, worauf Maßregeln getroffen wurden, um der Hospitalkasse wieder aufzuhelfen[5]. Im Jahre 1656 wird mitgetheilt, daß nur 27 Brüder vorhanden seien und das Hospital keine Mittel besitze, mehr aufzunehmen. Vermuthlich waren die Einkünfte während des Dreißigjährigen Krieges sehr zurückgegangen. Die drei Weinberge in Kötzschenbroda wurden 1617 für 1450 Gulden verkauft, da sie wenig Nutzen brachten[6].

In Folge der geringen Anzahl der Hospitalbrüder stand im Jakobshospital eine große Anzahl Zellen und anderer Räume leer, was im Jahre 1715 zu einer vorübergehenden Benutzung desselben als Armenhaus führte. Die zu Errichtung eines Zucht- und Armenhauses niedergesetzte Kommission hatte nämlich in diesem Jahre vorgeschlagen, eine Anzahl der leerstehenden Zellen zur Unterbringung von 50 bis 60 Bettlern und Vagabunden zu benutzen, da die Erbauung eines neuen Armenhauses


  1. Todtenbuch etc. Loc. 5963.
  2. Orig.-Urk. 12493.
  3. Abschrift der Hospitalordnung, 1602. Loc. 5962.
  4. Dresden. Kommission etc. 1595. Loc. 9845.
  5. Rentcop. 1563. Vol. I. Bl. 128b.; Orig. Rescr. etc. Loc. 5963.
  6. Acta, die auf kurf. Befehl etc. Loc. 5963.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/141&oldid=- (Version vom 24.10.2024)