worden war, und alsdann der Sternplatz angelegt, der diese Bezeichnung seit 1873 trägt [1].
Das neben dem Goldnen Stern gelegene, nur durch das Falkengäßchen davon getrennte Gasthaus zur Goldnen Sonne war bis 1739 ein Wohnhaus, welches dem Fleischer Christoph Andreas Lößnitzer gehörte. Am 20. April des ebengenannten Jahres brannte es ab, es wurde von Lößnizer wieder aufgebaut und ihm auf sein Ansuchen unterm 16. März 1744 die Konzession zum Gasthofsbetriebe ertheilt [2]. Das Gebäude der Goldnen Sonne steht noch, wenn auch in veränderter Form.
Bis zum Jahre 1869 bildete die Annenstraße in ihrem letzten Theile eine Sackgasse, sie wurde an der Stelle, wo sich jetzt der Eingang zur Humboldtstraße befindet, durch ein Grundstück abgeschlossen, das sich lange Zeit im Besitze der Kurfürstin Magdalene Sibylle befunden hat. Im Jahre 1654 trat der kurfürstliche Stallmeister und Oberstleutnant der Artillerie Dietrich von Taube neun am Mühlgraben bei der Annenkirche gelegene Bürgerhäuser und Gärten, welche zu Poppitz gehörten und nebst den übrigen dort gelegenen Grundstücken die „Nachbarschaft“ genannt wurden, an die damalige Kurprinzessin Magdalene Sibylle, Gemahlin des späteren Kurfürsten Johann Georg II. ab. Drei dieser Grundstücke waren in den Jahren 1613 und 1614 durch Herzog August, den Bruder Johann Georgs I., von einem Bürger Martin Kuhl, den Erben des Pirschmeisters Gastel und dem Sattler Bartel Pfeifer erworben worden. Herzog August starb 1615 und Kurfürst Johann Georg I. trat diese Grundstücke an den genannten von Taube ab, wogegen der letztere sein an der Hundsgasse gelegenes Haus- und Gartengrundstück dem Kurfürsten überließ[3]. Die Kurprinzessin Magdalene Sibylle legte auf den vom Oberstleutnant von Taube erworbenen Grundstücken einen Garten an und zog einen großen Theil des hinter diesen und den übrigen an der Annenstraße und kleinen Plauenschen Gasse gelegenen Häusern befindlichen umfänglichen Areals, welches von den Besitzern erkauft wurde, hinzu. Auch ein Theil des ehemaligen Jägerhausgrundstücks, welchen damals Hildebrand von Einsiedel, früher Rudolph von Bünau, besaß, sowie ein Theil des Röhrhofes wurden dazu gezogen, so daß das Grundstück der Kurprinzessin hinter den übrigen an der Annenstraße gelegenen Häusern bis zum Garten des Jakobshospitals reichte[4].
Das ebenerwähnte Jägerhaus wurde als Ersatz für den früher dicht beim Schlosse im jetzigen Kanzleigäßchen gelegenen Forsthof erbaut, der bei Errichtung des noch jetzt stehenden Kanzleihauses beseitigt wurde. Kurfürst August hatte zu diesem Zwecke im Jahre 1563 einen vor dem Wilsdruffer Thore gelegenen Hof und Garten von den Erben Dr. Kommerstädts für 800 Gulden erworben und ließ auf diesem Grundstücke ein Jägerhaus nebst Hundeställen erbauen[5]. Dieses Jägerhaus, welches nachweislich im Jahre 1577 und wahrscheinlich auch später noch im Gebrauch war, ist anscheinend durch die Errichtung des Neustädter Jägerhofs, der nach Hasche (Beschreibung Dresdens Bd. 2 S. 423) im Jahre 1568 erbaut und allmählich vergrößert wurde, überflüssig geworden, so daß man es im Jahre 1591 vererbte. Als nämlich in diesem Jahre das als „der Herzogin Garten“ bekannte Grundstück angelegt wurde, trat der Kammerrath Hans von Wolfersdorff seinen an der Ostraallee gelegenen Garten dazu ab und wurde durch Ueberlassung des hinteren Theils des ehemaligen Jägerhausgrundstücks an der Annenstraße entschädigt, während der vordere Theil mit dem Wohnhause, der Badestube und der kleinen Scheune sammt Garten an den Hofmarschall Rudolph von Bünau zu Liebstadt überlassen wurde[6]. In den betreffenden Urkunden wird gesagt, daß das Jägerhaus zwischen dem Röhrhofe und dem Schwarzfärber gelegen sei. Wo sich dieser letztere damals befand, hat sich zwar nicht feststellen lassen, doch wird in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein Schwarzfärber Namens Händler erwähnt, der ein Haus zwischen dem ehemaligen Jägerhause und dem zum Jakobshospital gehörigen Friedhofe, welcher dicht an der Annenstraße lag, besaß[7]. Die Annahme, daß das Jägerhaus sich an der nach der Annenkirche zu gelegenen Seite des Röhrhofes befunden habe (s. Dresdner Geschichtsblätter Bd. 2 S. 204), würde demnach nicht richtig sein. Die Kurfürstin Magdalene Sibylle zog auch den nach dem Jakobshospital zu gelegenen Theil des Röhrhofs, welcher von dem nach der Annenkirche zu gelegenen Theile durch eine Bretterwand abgetrennt wurde, zu ihrem Garten hinzu[8].
In dem neugeschaffenen umfänglichen Gartengrundstücke wurde ein großes Lust- oder Gartenhaus erbaut, welches ungefähr die Stelle einnahm, auf der sich jetzt das Annen-Realgymnasium befindet. Es war aus Sandstein erbaut und mit zwei Portalen versehen, doch ist über sein sonstiges Aussehen keinerlei Nachricht vorhanden. Der Bau dieses Lufthauses hatte etwa
- ↑ Adreßbücher 1862, 1864, 1874.
- ↑ Priv. Bd. XLII. Bl. 228. 268.
- ↑ Rep. K. Nr. 122. – Coll. Schmid, Amt Dresden. Vol. V. Nr. 163. – Rentcop. 1625. Vol. I. Bl. 431.
- ↑ Rep. XXII. Dresden 222. Bl. 82 bis 85. – Coll. Schmid, Amt Dresden. Vol. X. Nr. 280.
- ↑ Rentcop. 1565. Vol. I. Bl. 21. 188b, Vol. II. Bl. 698b. – Rep. XXII. Gen. 20. Bl. 3. – Amts Dresden eigenthümliche Güter. 1589. Loc. 9769. Bl. 2.
- ↑ Rep. XLIII. Gen. 7. Bl. 631. 632
- ↑ Coll. Schmid, Amt Dresden. Vol. X. Nr. 280.
- ↑ II. Rentcop. 1709. Bl. 344.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/136&oldid=- (Version vom 26.9.2024)