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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/79

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Verschiedene: Die zehnte Muse


Kühl, o kühl war der Saal,
Drinnen die Welt uns verging,
Da wir in seligem Schmachten
Wandelten, flüsterten, lachten,

10
Bis uns der Schlummer umfing.


Süss, o süss war der Traum,
Herz am Herzen geträumt!
Ueber uns schwebend im Kreise,
Flattert ein Schmetterling leise,

15
Dunkel die Schwingen umsäumt.
Paul Heyse.





Aus der Halbwelt.
          1.

Auf dem Lager der Sünde
Küssen mich viele wild,
Ueber dem Lager der Sünde
Hängt des Erlösers Bild.

5
Traurig sind mir die Mienen

Des Heilands zugekehrt,
Und ich schaud’re vor ihnen
Wie vor des Henkers Schwert.

          2.
Im Traume, nur im Traume

10
Der Schönste mir erschien.

Im Traume, nur im Traume
Umarmt’ ich liebend ihn.
Im Traume, nur im Traume! –
Ich bin daran erwacht;

15
Da haben fremde Augen

Mich spöttisch angelacht.

          3.
Manchmal kommt die alte Jüdin,
Die sich gern an uns versorgt
Und uns falschen Schmuck und Kleider,

20
Aber Geld uns niemals borgt;

Und sie prahlt, dass sie gewesen
Lieblich wie die Ros’ am Strauch,
Und sie liefert alte Lügen
Mit den alten Kleidern auch.

Alfred Teniers.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/79&oldid=- (Version vom 31.7.2018)