Zum Inhalt springen

Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/38

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die zehnte Muse

„Nun sind uns die holdesten Stunden gebracht,
     Die Stunden der Liebesvigilien:
Wir lachen des Daseins schauriger Nacht,
Wenn die Fackel der Liebe feurig entfacht!“

10
     Da brach er des Busens Lilien.


Und des Jünglings Herz ward flammend durchloht,
     Er fühlte eine Welt in sich pochen;
Seine Liebe ward stark wie der grimmige Tod;
Die Knospen und Blüten so voll und so rot,

15
     Hat er alle, alle gebrochen.


Er hat sie gebrochen, dann sind sie verblüht,
     Die Rosen, Lilien, Nelken …
O Liebe, wo nur dein Atem glüht,
Da müssen, gleich wie vor dem sengenden Süd,

20
     Die Blüten, die Blüten verwelken!
Max Hoffmann.





Hochzeit.

Es pfeift’s ja schon die ganze Welt,
Ich hör’s ja schon in Flur und Feld
Am Weg die Grillen geigen,
Die können’s nicht verschweigen,

5
Die streichen die Fiedel immerzu:

„Ein Mädel ist ohn’ Strümpf’ und Schuh’
Durch roten Klee gegangen,
Trug weder Hut noch Spangen!“

Schatz, morgen sollen’s die Menschen wissen,

10
Auf offener Strasse will ich dich küssen,

Dann folgt der grosse Familienkrach,
Dann wird die heil’ge Entrüstung wach.
Lass du nur ruhig das Ponny grasen,
Ich tröste inzwischen Vettern und Basen,

15
Und wenn der Tag im Westen verglüht,

Schirr an und sei mir nicht zu müd’,
Dann wollen wir ohne Händefalten
Die lustigste Lumpenhochzeit halten.

Martin Boelitz.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/38&oldid=- (Version vom 31.7.2018)