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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/354

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Verschiedene: Die zehnte Muse

„Es waren zwei Königskinder …“

Dem Röslein gleich im Blumentöpfchen,
So sitzt die Jungfrau festgebannt.
Sie seufzet bang – das blasse Köpfchen
Neigt sich, gestützt von schmaler Hand.

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Doch plötzlich hebt sich mit dem Mieder

Ihr scharfgeschnittenes Profil,
Denn wagend naht der Jüngling wieder,
Den nie sein Wagen führt zum Ziel.

Und mit dem Blicke seiner Augen,

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Der hoffnungslos zu wagen klagt,

Will sich ihr Blick zusammensaugen,
Der, was sie fühlt, zu sagen wagt.

Ach, würde doch der Tag erscheinen,
Da ich mit Dir enteilen dürft’!

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So sagt ihr Aug’, das an dem seinen

In flüchtigem Verweilen schlürft.

Jedoch in seines Auges Blitzen
Die Worte klar zu lesen sind:
Ach könnt’ ich doch geruhig sitzen

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An deiner Seite, süsses Kind!


So wiederholt sich oftmals täglich
Des Glückes kurzer Flammenschein;
Die beiden lieben sich unsäglich
Und können nie beisammen sein!

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Auf des Geschicks ruhloses Treiben

Wirft dieses Lied ein scharfes Licht:
Die Jungfrau will nicht sitzen bleiben –
Der Jüngling will’s – und darf es nicht!

Wie Ahasver der Wanderjude,

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So muss er schweifen hin und her.

0 Jungfrau in der Tabaksbude,
0 armer Tramwaykondukteur!


Josef Willomitzer.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/354&oldid=- (Version vom 31.7.2018)