Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Rasch vergass ich jeden Groll,
Aber deine letzten Sünden –
Nein, die waren gar zu toll.
Immerdar sind wir geschieden,
Also geh’ und lass’ in Frieden,
Den so lange du geplagt.
Doch sie schmeichelt: »Schick’ mich, Schätzchen,
Ungehört nicht von dir fort;
Und ich gehe, auf mein Wort!
Ruhig bin ich und vernünftig,
Und mein Unrecht reut mich schwer;
Glaube mir, ich werde künftig
Tritt denn ein! rief ich der Liebe,
Die mich störte, unwirsch zu;
Aber mach es kurz, Verehrte,
Und dann lasse mich in Ruh!
Schliesst die Thür sie hinter sich,
Spricht: »Für alle weitern Fälle,
Die den Schlüssel führt, bin ich.
Was? dich reut’s, dass aufgeschlossen
Kannst du leben! Narrenpossen!
Bester Schatz, ich kenne dich!
Hat man jemals hören müssen
Von der Jugend solch ein Wort?
Und ich bleibe, dir zum Tort.
Ja ich bleibe! Ihre Rechte
Opfert nicht die schlecht’ste Frau,
Und die meinen, – nun ich dächte,
Drum am besten ist’s, wenn gütlich
Du des Streites dich begiebst;
Sieh, du bist schon ganz gemütlich,
Und bei dir ist’s – allerliebst!«
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/329&oldid=- (Version vom 31.7.2018)