Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Ich öffne zögernd ihren Brief.
Der kleine Brief, was thut er kund?
Vielleicht nimmt es Mathilde schief,
Dass ich sie lieb’ aus Herzensgrund.
Vielleicht ist all mein Glück zerstört?
Ich seufzte tief,
Bevor mein Blick das Blatt durchlief. –
Sie schreibt: »Wir wollen Freunde sein
Da ruf’ ich jubelnd: Frisch voran!
Dem Glück will ich entgegenzieh’n.
Im Flug trägt mich die Pferdebahn
Zu meiner Göttin Tempel hin.
Ruf’ ich ihr zu. Sie weicht zurück
Und staunt mich an:
»Wie könnt Ihr mir so stürmisch nah’n?
Wir wollen doch nur Freunde sein
Und nun erzählt sie mir genau,
Was sie gelernt im Pensionat
Vom Seelenbündnis jener Frau
Mit Goethe, dem Geheimen Rat,
Der zarte Bund gewesen sei. –
»Mathilde, schau,
Was Du da sagst, ist mir zu blau.
So wird es nicht gewesen sein,
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/327&oldid=- (Version vom 31.7.2018)