Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Ah – Bah! hat auch wohl Der gesagt,
Der mir mein Kränzel nahm,
Ah – Bah! und hat mich fortgejagt –
Was tat’s, wenn ich verkam?!
Ein kleines Gräblein irgendwo –
Dann war der Jammer abgetan,
Und lustig hob das Leben an –
Ich ward die flotte Liese –
Heut’ glänz’ ich schon als Zauberstern,
Der alle Herzen bannt,
Es naschen mir die schönsten Herrn
Wie Tauben aus der Hand!
So büsst er’s schwer mit Glück und Gold,
Und wird er arm – kann ich dafür? –
Vergessen mag er meine Tür –
Ich bin die flotte Liese –
Mein Haus ist voller Herrlichkeit,
Wie man’s in Märchen träumt;
Mein Himmelbett ist weich und weit,
Von Spitzen ganz umschäumt;
In Spiegeln wider von Krystall,
Und Silberampeln schimmern traut,
Und Falten trinken jeden Laut –
Ich bin die flotte Liese –
Und wenn mein Fuss ein Herz zertritt –
Je nun: So geht’s entzwei!
Und wenn man blutig um mich stritt –
Je nun: Was ist dabei!
Ein roter Fleck, ein dumpfer Fall –
Die dummen Falter schreckt es nicht,
Sie schwärmen dichter bloss in’s Licht –
Ich bin die flotte Liese –
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)