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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/20

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Verschiedene: Die zehnte Muse


5
Die Bienen summen so verschlafen;

Und in der offnen Bodenluk’,
Benebelt von dem Duft des Heues,
Im grauen Röcklein schläft der Puk.

Der Müller schnarcht und das Gesinde,

10
Und nur die Tochter wacht im Haus;

Die lachet still und zieht sich heimlich
Fürsichtig die Pantoffeln aus.

Sie geht und weckt den Müllerburschen,
Der kaum den schweren Augen traut:

15
„Nun küsse mich, verliebter Junge!

Doch sauber, sauber! nicht zu laut!“

Theodor Storm.





Göttin Barmherzigkeit.

Bereit steht die Karosse,
Die feurigen Rosse
Zerstampfen schon den Schnee –
In später Abendstunde

5
Fährt Gräfin Adelgunde

Noch zu der Soirée.

Ergebenst eingeladen
Hat man gräfliche Gnaden,
Die edle Sängerin.

10
Es gilt den Waisenkindern

Ihr hartes Los zu lindern,
Mon dieu! man muss wohl hin.

Sie naht in Pelz und Seide,
Am dekoll’tierten Kleide

15
Prangt leuchtend ein Brillant.

Der Schlag wird aufgerissen,
Sie lehnt sich in die Kissen
Und gähnt: „Wie ennuyant!“

Ein lautes „Ah!“ empfängt sie

20
Im Saal, und man umdrängt sie

Begeistert dort und hier.
Sie dankt mit stolzem Nicken,
Mit siegsgewohnten Blicken
Tritt dann sie ans Klavier –


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)