Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Höchste Autorität.
Das Lieschen, unsres Nachbars Kind,
Ist klug wie selten Kinder sind;
Doch Sonntagsruh’ und Polizei,
Die waren ihr noch einerlei,
Ein recht gestrenges Strafmandat,
Weil er verkauft so mancherlei
Am Sonntag, als zehn Uhr – vorbei. –
Nachdenklich steht zur Kirchenzeit
Die alle Waren streng verhüllt,
Auf dass die Sonntagsruh’ erfüllt.
Sie starrt auf einen grünen Baum,
Und ganz begeistert, wie im Traum,
Die Bäume draussen auf der Flur?«
»Der liebe Gott! mein liebes Kind!«
Doch Lieschen, ängstlich und geschwind,
Fragt weiter: »Ist’s beim Herrgott Brauch,
»Gewiss, mein Kind! Ganz ohne Frage,
Er lässt es wachsen alle Tage!«
Doch Lieschen lacht: »Wer Euch das glaubt!
Hat das der Schutzmann denn erlaubt?«
Die öffentliche Meinung.
Du Zwitterwesen mit dem Januskopfe,
Bald unbestechlich, edel, keusch und zart;
Bald ähnelnd dem vertierten, blöden Tropfe,
Der nimmer ahnt, wie Geist sich offenbart!
Das Schwert zerbricht und Brünne, Schild und Helm;
Und morgen liegst in krüppelhafter Blösse
Schweifwedelnd du im Staub vor einem Schelm.
Du bist ein Herrscher, wunderbar geboren,
Noch selten hast du eine Schlacht verloren,
Und deine Feinde haben harten Stand.
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/187&oldid=- (Version vom 31.7.2018)