Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Tanzliedchen.
Gar sehr lieblich kommt der Maien,
Angethan das Blumenkleid,
Weisse Blüten lässt er schneien;
Ei! zum lieben und zum freien
Lasst uns drum den Reihen schlingen
Und die flinken Füsse schwingen,
Lasst mit Singen
Und mit Klingen
Reiche die Hand nun dem Burschen, mein Kindchen,
Kehr’ dich nicht, wehr’ dich nicht, zieh’ nicht das Mündchen,
Tanze und hüpfe zur mailichen Zeit!
Gar sehr lieblich bist du, Kleine,
Heb’ das Röckchen, denn auf deine
Zartgeformten schlanken Beine
Kannst du stolz sein allerwärts.
Lass mich denn mit dir mich schwingen,
Lass mit Singen
Und mit Klingen
Unsre Lust dem Lenze bringen.
Reich’ mir dein Händchen, du niedliches Kindchen,
Komm’ an die Brust mir, und komm’ an mein Herz!
Gar sehr lieblich ist’s, zu Zweien
In der blauen Mondespracht
Still zu freuen sich des Maien,
Leuchtend ziehen, glutentfacht.
Da die Sterne nun sich schwingen,
Sollst du, Liebchen, nicht mehr springen,
Sollst mit Singen
Mir dein hüpfend Herzchen bringen.
Reich’ mir dein Händchen, du reizendes Kindchen,
Reich mir dein quellendes, schwellendes Mündchen –
O du vielglänzende, lenzende Nacht!
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/148&oldid=- (Version vom 31.7.2018)