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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/128

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Verschiedene: Die zehnte Muse


So leise und sacht,
Bis der Tag erwacht,

15
Der uns die schimmernden Blumen breitet

Und sie zur ewigen Sonne leitet.

Adolph Donath.





Lebenslust.

Unschuldige Jugend
Dir sei es bewusst:
Nur Feinde der Tugend
Sind Feinde der Lust!

5
Denn Tugend und Freude

Sind ewig verwandt;
Es knüpfet sie beide
Ein himmlisches Band!

J. W. L. Gleim.
(1713–1803.)





Am Teetisch[WS 1]

Sie sassen und tranken am Teetisch,
Und sprachen von Liebe viel.
Die Herren die waren ästhetisch,
Die Damen von zartem Gefühl.

5
»Die Liebe muss sein platonisch«,

Der dürre Hofrat sprach.
Die Hofrätin lächelt ironisch,
Und dennoch seufzet sie: »Ach!«

Der Domherr öffnet den Mund weit:

10
»Die Liebe sei nicht zu roh,

Sie schadet sonst der Gesundheit.«
Das Fräulein lispelt: »Wieso?«

Die Gräfin spricht wehmütig:
»Die Liebe ist eine Passion!«

15
Und präsentieret gütig

Die Tasse dem Herrn Baron.

Am Tische war noch ein Plätzchen,
Mein Liebchen, da hast du gefehlt;
Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,

20
Von deiner Liebe erzählt.
Heinrich Heine.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Am Teeticsh
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/128&oldid=- (Version vom 31.7.2018)