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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/122

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Verschiedene: Die zehnte Muse


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Du bist sittsam und bescheiden,

Du bist fleissig wie die Biene,
Weisst dich allerliebst zu kleiden
Und hast Schalkheit in der Miene.

Du bist schön gleich einer Rose –

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So versichern alle Kenner,

Und hast eine beispiellose
Neigung für bornierte Männer.

H. von Gilm.





Was fehlte.

Als ich sie sah zum erstenmal,
Erschien sie mir ein Englein:
Zwei weisse Flüglein fehlten blos,
Dazu ein Liliensteng’lein.

5
Doch als ich sie dann öfter sah,

Erschien sie mir ein Gänschen –
Zwei weisse Flüglein fehlten blos,
Dazu ein weisses Schwänzchen.

Louis Wolff-Cassel.





Schneeflocke.

     Du bist eine weisse Flocke,
Ein himmelentsprungenes Kind,
Und wirbelst licht und selig –
Dahin durch Wolken und Wind.

5
     Du bist eine weisse Flocke,

Du stirbst der Flocken Tod:
Nach kurzem Sonnengrusse
In Strassenstaub und Kot …

Felix Dörmann.





Das deutsche Mädchen.

     Ihr, mit Rosen auf den Wangen,
Und die Haare goldgeschmückt!
Euer wunderstolzes Prangen,
Das nur Thoren hochentzückt,

5
Wert ist’s meines Lobes nicht,

Wenn euch teutscher Sinn gebricht.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/122&oldid=- (Version vom 31.7.2018)