Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Wie bebt vor deiner Küsse Menge
Ihr Busen und ihr voll Gesicht;
Zum Zittern wird nun ihre Strenge,
Schnell hilft dir Amor sie entkleiden,
Und ist nicht halb so schnell als du;
Dann hält er schalkhaft und bescheiden
Sich fest die beiden Augen zu.
Lied.
Greift zum Becher und lasst das Schelten!
Die Welt ist blind …
Sie fragt, was die Menschen gelten,
Nicht, was sie sind.
Mit Laubgewind
Die Stirnen, die noch dem Schönen
Ergeben sind!
Und bei den Posaunenstössen,
Lasst uns lachen über Grössen,
Die keine sind!
Lebensgenuss.
Brüder, lasst uns fröhlich sein,
Weil der Frühling währet,
Und der Jugend Sonnenschein
Unser Laub verkläret;
Wer die Rosen jetzo bricht,
Dem ist der Kranz bescheret.
Rasch entstürmt der Jahre Flucht
Mit verhängtem Zügel,
Leiht dem Lenze Flügel.
Brüder! trinkt, noch ist es Zeit,
Eh’ der Herbstwind Blätter streut
Auf uns’res Grabes Hügel.
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/115&oldid=- (Version vom 31.7.2018)