Zum Inhalt springen

Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/113

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die zehnte Muse


5
Streue mit reichen Händen aus

Deiner Jugend Blütenstrauss,
Lasse schäumen den goldenen Wein –
Wird ja nicht immer so köstlich sein!

Lass dir küssen den jungen Mund!

10
Kommt einmal deine dunkle Stund’,

Wirst du wissen, wie schön es war –
Bist ja nur einmal zwanzig Jahr!






Junggeselle.

Ich bin ein Junggeselle –
Die Mutter sprach zu mir:
»Es flieht wie Wind und Welle
Die Liebe, sieh dich für!

5
Sie schafft nur Angst, sie schafft nur Pein,

     Das muss
Der Liebe Art wohl sein.«

Ich sass auf meiner Schwelle,
Da kam ein schönes Kind.

10
»Gott grüss dich, Junggeselle!«

»»Ich danke, liebes Kind!««
Ich winkte ihr, sie kam herein,
     Das muss
Der Liebe Art wohl sein.

15
»Ei«, rief sie, »Junggeselle,

Kennst du die Liebe, wie?«
»»Ach nein, wie Wind und Welle,
Spricht Mutter, wechselt sie.««
Da lachte sie und rief nein, nein!

20
     Das kann

Der Liebe Art nicht sein.

Sie schlang den Arm zur Stelle
Um mich und küsste mich.
Ich fühlt’, wie Wind und Welle

25
Aus dem Gedächtnis wich.

Das Herz schlug mir zum Hals hinein,
     Das muss
Der Liebe Art wohl sein.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/113&oldid=- (Version vom 18.5.2021)