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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/11

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Verschiedene: Die zehnte Muse


Der Schmetterling.

Ein Veilchen blühte still verborgen,
Da fliegt ein Schmetterling vorbei
Und setzt sich fern, sitzt bang voll Sorgen;
Das Veilchen grüsst: „Recht guten Morgen!“

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Und fragt, warum er traurig sei.


„Ich komm’ herauf von jener Heide,
Da sind sie alle schön geschmückt
Mit Gold auf ihrem Flügelkleide –
Den stolzen Blumen ihre Freude –

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Nur mich hat keine angeblickt.


„Ich hab’ kein Gold auf meinem Flügel,
Es hat’s der Mond, der Sterne Licht,
Es hat’s der Baum auf jenem Hügel,
Es hat’s der Bach auf seinem Spiegel –

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Nur ich bin arm, ich hab’ es nicht!“


Doch bei der ersten Sterne Schimmer
Lag er beim Veilchen, duftberauscht,
Und diese eine Nacht hätt’ nimmer
Um all’ des Goldes Glanz und Flimmer

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Der arme Falter eingetauscht.
Herm. v. Gilm.






Die Tänzerin.
 
Jeden Abend um diese Zeit
Zieh’ ich an ein lila Kleid,
Gelbe Strümpfe, lila Schuh,
Ach, mein Spiegel allein sieht zu.

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Backen und Lippen färb’ ich rot,

Und nun tanz ich auf Leben und Tod.
Wenn in den Jubel der Vorhang fällt,
Bin ich die Königin der Welt.

Aber morgens um diese Zeit

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Zieh’ ich an ein graues Kleid,

Und ich habe dann oft die Nacht
Tief in Tränen zugebracht.
Seit er mich verlassen hat,
Irr’ ich so von Stadt zu Stadt,

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Und das goldne Sonnenlicht

Leuchtet auf ein blass’ Gesicht.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/11&oldid=- (Version vom 1.1.2017)