Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Hochzeitlich Lied.
Lass Akaziendüfte schaukeln,
Rosen durch die Fenster gaukeln,
Blütenfee – das bist nun du!
Deine buchenroten Locken
Und die weiten Thäler locken …
Komm, mein Kind, wir zieh’n zur Ruh.
In das Land der blassen Farben
Zieh’n wir ein … und Purpurgarben
Horch, schon zittern weiche Lieder,
Mond enthüllt sein Schneegfieder –
Fieberheiss die reifen Glieder,
Zieh’n wir, Hand in Hand, zur Ruh.
Lichte Rosenflügel spreitend,
Deckt die Aeuglein, deckt dich zu;
Klingt’s im Park von Zymbeln, Zinken,
Will durchs Fenster Venus winken, –
Komm, mein Kind, wir zieh’n zur Ruh.
Komm, falsche Dirne!
Komm, falsche Dirne, lass dich küssen!
So falsch du bist, – du bist doch süss;
Dein Mund hat all an sich gerissen
Den Honig aus dem Paradies.
Ich hasse dich, doch ach, wie mild!
Ich sollte dich auf ewig lassen,
Und fasse dich, so wild, so wild!
Und ist in alle diese Wonnen
Was mir dein Herz für Qual ersonnen,
Ist alles in den Wind gehaucht!
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/102&oldid=- (Version vom 31.7.2018)