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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/100

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Verschiedene: Die zehnte Muse

Feil hat sie Rettich und Rapunzeln.

Feil hat sie Rettich und Rapunzeln,
Das alte Weib, ich seh’ ihr zu,
Ich sehe unter ihren Runzeln
Die Schönheit – sie war schön wie du.

5
Die Alte bläst ins Kohlenbecken,

Es sprüh’n die Funken, und sie lacht:
Die kleinen Flammengeister wecken
Erinn’rung mancher Liebesnacht.

Sie seufzt, ihr rotes Aug’ wird trüber,

10
Es zittern ihre alten Knie’ –

O Klara, gehn wir rasch vorüber,
Sonst denk’ ich: du wirst einst wie sie.

Eduard Grisebach.






In Ewigkeit.
(Aus der Cantate: »Die verliebte Geduld«.)

Bis die schwere Zunge stammelt,
Bis mich ein gedrungnes Haus
Zu der Väter Beinen sammelt,
Sprech ich deinen Namen aus;

5
Deine Schönheit, dein Gemüte,

Deine Tugend, deine Güte
Soll mit mir zu Grabe gehn.
Dich nur nochmals zu umfangen,
Will ich, wenn die Welt vergangen,

10
Wieder rüstig auferstehn.
Joh. Christian Günther.
(1695–1723.)





Lied.

Ich zog mir einen Falken,
Wohl länger als ein Jahr.
Ihr wisst, wie zahm und sittig
Der schöne Vogel war.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/100&oldid=- (Version vom 31.7.2018)