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Ich liebe nicht die Greise,
Er liebt die Alten nicht:
15
Wie wunderlich und weiseHat Gott dies eingericht!
Die Kirche weiss zu leben,
Sie prüft Herz und Gesicht.
Stets will sie mir vergeben, –
20
Ja, wer vergiebt mir nicht!Man lispelt mit dem Mündchen,
Man knixt und geht hinaus,
Und mit dem neuen Sündchen
Löscht man das alte aus.
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Gelobt sei Gott auf Erden,Der hübsche Mädchen liebt
Und derlei Herzbeschwerden
Sich selber gern vergiebt.
So lang noch hübsch mein Leibchen,
30
Lohnt sich’s schon, fromm zu sein:Als altes Wackelweibchen
Mag mich der Teufel frein!
* * *
Der geheimnissvolle Nachen.
Gestern[1] Nachts, als Alles schlief,
Kaum der Wind mit ungewissen
Seufzern durch die Gassen lief,
Gab mir Ruhe nicht das Kissen,
5
Noch der Mohn, noch, was sonst tiefSchlafen macht, – ein gut Gewissen.
- ↑ Vorlage: Getsern
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Friedrich Nietzsche: Lieder des Prinzen Vogelfrei. E. W. Fritzsch, Leipzig 1887, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_fr%C3%B6hliche_Wissenschaft-1887-Nietzsche.djvu/351&oldid=- (Version vom 31.7.2018)
Friedrich Nietzsche: Lieder des Prinzen Vogelfrei. E. W. Fritzsch, Leipzig 1887, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_fr%C3%B6hliche_Wissenschaft-1887-Nietzsche.djvu/351&oldid=- (Version vom 31.7.2018)