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Seite:Die Werke italienischer Meister (Morelli).pdf/96

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Gegenstand ist öfters von mailändischen Malern aus jener Zeit dargestellt worden), bezeichnet:

ANDREAS DE SOLARIO . 1507.

Wahrscheinlich brachte er dies Bild von Mailand mit nach Frankreich. (Louvregalerie No. 397.)[1] – Auch ist es bis


  1. Die Herren Cr. u. Cav. citiren bei der Beschreibung dieses Bildes (Bd. II, S. 57, Note 3) eine Kopie oder Wiederholung davon in der Ambrosiana zu Mailand und geben diese Kopie dem Bramantino. Mir hat indeß dieß widerliche Bild stets den Eindruck einer vlämischen Kopie gemacht, und diese Ansicht scheint auch ihre volle Bestätigung zu finden in einigen Briefen des Jan Brueghel an seinen Gönner, den Cardinal Friedrich Borromeo, Gründer der Gemäldesammlung in der Ambrosiana zu Mailand.
    Den 27. Jänner 1606 schreibt nämlich Brueghel von Antwerpen aus an den Cardinal: „Bei der ersten Gelegenheit werde ich Euch auch einen Kopf des todten Johannes senden, kopirt nach einem ausgezeichneten Bilde von Rafael.“ (Siehe „Giovanni Brueghel e sue lettere, herausgegeben von Giovanni Crivelli, Mailand 1868, Seite 62.) – und (Seite 75) den 5. August 1606 schreibt derselbe Sammetbreughel an den Cardinal: „auch schicke ich einen Kopf kopirt nach Rafael von Urbino, sehr schön für einen so melancholischen Gegenstand. Man betrachte die Schönheit in demselben und den Ausdruck der Ergebung. Ich wollte zuerst das Originalbild kaufen, es war aber zu theuer und auch etwas beschädigt“. Das s. g. Raffael’sche Bild ist nun höchst wahrscheinlich kein anderes als entweder dasjenige, das gegenwärtig in der Louvregalerie aufgestellt ist und dessen Aufschrift man vielleicht damals übermalt hatte, um es als Werk Raffael’s zu verkaufen, oder aber es war eine Wiederholung jenes Bildes, von Solario selbst ausgeführt, aber unbezeichnet. Jan Brueghel nahm das Solari’sche Bild für das Werk Raffael’s. Jener todte Johanneskopf in der Ambrosiana, von einem Antwerper Maler 1606 ausgeführt, wurde in Mailand bei seiner Ankunft richtig für eine Kopie, nicht nach einem Werke von Raffael, sondern nach Lionardo da Vinci genommen – fünfzjg jahre später aber als Original von Dürer erklärt: „Resectum Joannis caput, et in disco propositum visus est Durerus ad vitam excitasse: extremum spiritum prope retentat cervix; intermorientes oculi, feralis pallor nisi accessissent, crederes locuturam. Adeo vivit caput exanime; quae ars Alberti, etc.“ Vor etwa zwanzig Jahren endlich bekam das Bild den Namen Bramantino, und die Herren Cr. u. Cav. folgten weiteres dieser letztern Taufe. Meine jungen kunstbeflissenen
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/96&oldid=- (Version vom 31.7.2018)