Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin | |
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Ramenghi von Bagnacavallo, Girolamo Marchesi von Cotignola, Innocenzo da Imola und andere mehr. Trotz seines etwa zweijährigen Aufenthaltes in Rom (zwischen 1509 bis 1511) blieb aber Garofolo doch stets Ferrarese. Von ihm finden wir in der Münchener Galerie einige Bilder, wenn auch keines von besonderer Bedeutung.
No. 574, im Saale 9, Maria mit dem Kinde auf dem Schooße, zur Seite der Erzengel Michael und Johannes der Täufer, ist wohl nur als Atelierbild des Garofolo zu betrachten. Durch Restauration ist es stark mitgenommen; der h. Michael erinnert in der Farbe an Dosso. – Im nämlichen Cabinet, No. 1195, sehen wir das s. g. Selbstbildniß des Garofolo. In frühern Katalogauflagen zweifelte Herr Professor Marggraff gar nicht an der Aechtheit dieses Bildes. Spätere Studien scheinen ihn aber etwas stutzig gemacht zu haben, so daß er in der neuen verbesserten Auflage nicht mehr weiß, ob er es noch für Original oder für Kopie erklären soll. Bei der Beurtheilung dieses einfältigen Porträts, das seinen vlämischen Ursprung auf der Stirne trägt, hat den Herrn Doctor offenbar die Nelke (garofolo) verführt. Sollten aber alle Bilder, auf denen Nelken vorkommen, dem Benevenuto da Garofolo zugeschrieben werden, so wäre dieser der productivste Maler aller Zeiten gewesen. Unter den 70 oder 80 Gemälden dieses Meisters, die ich zu sehen Gelegenheit hatte, kenne ich höchstens drei oder vier, auf denen die bedeutsame Nelke sich vorfindet. – Ein drittes Werk des Garofolo hängt im Saale 9, No. 574. Es ist Mittelgut und gehört der spätern flauen Epoche des Meisters an.
Von einem etwas jüngern Landsmanne des Garofolo dem Lodovico Mazzolini (ist Geschlechts-, und nicht Scherz-Name, wie Herr Professor Marggraff meint) befindet sich ein ächtes aber nicht schönes Bild im Cabinet 21, No. 1190. Dieser Maler zeichnete sich: L. Mazzolinus und ist wohl eher als ein Schüler des Domenico Panetti, als des L. Costa zu betrachten. – Von dem
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/82&oldid=- (Version vom 31.7.2018)