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Seite:Die Werke italienischer Meister (Morelli).pdf/32

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abgesehen zu haben. Das ist wahrlich nicht sehr christlich von ihm. – Und was meinen denn die Herren Crowe und Cavalcaselle zu diesem vermeintlichen Mantegna der Münchener Pinakothek? „Der Stil ist ein Gemisch von demjenigen des Galasso und dem des Tura „and recalls that of the foregoing examples. We may therefore (?) class this piece under the name of Bono (of Ferrara)“ (History, Bd. I, S. 376.) Sie sehen also das Bildchen als ein Werk der ferraresisch-veronesischen Schule an, denn Vittore Pisano, der Lehrer des Bono, war ja ein Veronese, Bono selbst aber ein Ferrarese.[1] Es thut mir leid, auch dießmal die gelehrte Meinung der berühmten Historiographen nicht ganz theilen zu können. Das Bildchen scheint mir nämlich durchaus veronesischen Ursprungs zu sein, und es kommt mir überdies vor, als ob die hölzernen Lidspalten, die architektonische Form des Thrones (eine Nische), auf dem Maria sitzt, der mit schwarzen und weißen Marmorplatten belegte Fußboden u. a. m. die Art und Weise der Schule des Girolamo und des Francesco Benaglio hinlänglich charakterisirten. Ob das M über dem A am linken Pfeiler des Thrones ‚Maria‘ bedeute, wie die Herren Crowe und Cavalcaselle meinen, und nicht Andrea Mantegna, wie Herr Dr. Marggraff glaubt, ist für mich natürlich eine ganz müßige Frage. Gewiß ist’s, daß Mantegna nie in seinem Leben weder so gezeichnet noch jemals so sich bezeichnet hat. Mantegna bezeichnete sich gewöhnlich Andreas Mantinea C. P. (Civis Patavinus.) Oberhalb jener zwei mysteriösen Buchstaben finden wir aber zwei andere, nämlich ein S und ein V. Im V oben steckt überdieß ein E; also S. . Dieser S. Veronensis mag also ein Schüler des Girolamo und Mitschüler


  1. Von diesem klotzigen, sehr niedrig stehenden Maler kenne ich nur zwei beglaubigte Werke, nämlich das Frescobild, den h. Christoph darstellend, in der Eremitani-Kapelle zu Padua, und den kleinen „h. Hieronymus“ der National-Gallery zu London.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/32&oldid=- (Version vom 31.7.2018)