Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin | |
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der vor ihm knienden h. Catharina den Ring darreicht; hinter der Madonna die h. Anna, neben ihr die Heiligen Franziscus und Domenicus. Auf diesem Bildchen, das nicht viel mehr als eine Spanne mißt, ist die Form der Hände noch ganz die des Lorenzo Costa, die Farbengluth erinnert an Mazzolino, aber der Ausdruck und die Bewegung des h. Franziscus sind schon ganz und gar die des spätern Correggio. Hier hat die Form und die Ausschmückung des Thrones viele Aehnlichkeit mit dem Throne auf unserm Dresdner Bilde.
Ein zweites kleines Bildchen des Correggio, welches wie ich glaube etwa um 1511–12 entstanden sein dürfte, ist die Madonna mit dem Kinde zwischen musicirenden Engeln in der Galerie degli Uffizi zu Florenz, No. 1002. In jenem Kataloge ward es zuerst als Werk der ferraresischen Schule bezeichnet, später jedoch dem Tizian zugeschrieben. Auch dieses fein empfundene, kleine Gemälde trägt schon alle dem Correggio eigenthümlichen äußern Merkmale an sich, so z. B. den Faltenwurf, die Form des Ohres und der Hand u. a. m. Auch sieht man hier über der Madonna, gerade wie in dem Dresdner Madonnenbilde mit dem h. Franciscus (No. 151), sechs oder acht Cherubsköpfe, welche hier grau in grau gemalt sind.
Etwa ein Jahr später mag das kleine Madonnenbild in der Galerie Malaspina, jetzt städtischem Museum von Pavia, entstanden sein. Es stellt die Madonna mit dem Kinde und dem kleinen Johannes, die Heiligen Joseph und Anna dar[1]; und ist wie die zwei vorigen ebenfalls auf Holz gemalt; leider verputzt und auch übermalt. In jener Galerie wird es dem Francia zugeschrieben[2].
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/165&oldid=- (Version vom 31.7.2018)