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Seite:Die Werke italienischer Meister (Morelli).pdf/150

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der Sohn eines Malers Antonio, der 1479 schon als todt angegeben wird[1] und mag zwischen 1440 und 1450 in Ferrara das Licht der Welt erblickt haben; 1513 war auch er gestorben. Von diesem Maler besitzen wir kein authentisch beglaubigtes Werk. Zwei werthvolle kleine Bilder, No. 148 und 149, in dieser Galerie sind aus der Sacristei der Kirche S. Giovanni in Monte von Bologna nach Dresden unter dem Namen des Ercole Grandi[2] gewandert. Da wir in derselben Kirche noch heutzutage zwei Werke des F. Cossa und zwei des Lorenzo Costa vorfinden, so müssen wir annehmen, daß die malerische Ausschmückung derselben in den letzten dreißig Jahren des 15. Jahrhunderts fast ausschließlich den in Bologna ansässigen Ferraresen anvertraut war. Betrachten wir nun die interessanten, charaktervollen, lebendigen Gestalten auf den zwei Bildern vor uns (No. 148 und 149), so tritt uns darin, wie mir scheint, nicht nur der Einfluß des Andrea Mantegna sondern auch des Giambellino (um 1460–65) auf die künstlerische Entwicklung des jungen Ercole Roberti


  1. S. N. Cittadella: Notizie relative a Ferrara, 583.
  2. Vasari bemerkt, daß die drei von Ercole Grandi gemalten Bildchen die Basis oder Predella des Hauptaltarbildes jener Kirche bildeten. Ist dies der Fall gewesen, so kann er unmöglich, wie neue Schriftsteller angeben, das große Bild des Lorenzo Costa (gegenwärtig im Chor der Kirche aufgestellt) gemeint haben, da dieses Gemälde erst im ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts entstanden sein kann, dann aber die zwei Predellenbildchen der Dresdner Galerie wahrscheinlich um dreißig Jahre älter sein dürften. Lami in seiner „Graticola“ vom Jahre 1560 sagt: E sopra l’altar maggiore sono dipinte doe istorie fate a olio(?) de ma (mano) d’Ercole[a 1] da Frara (Ferrara), l’una è quando Cristo fù condotto alla croce tra i[a 2] due ladroni, l’altra quando Cristo fù tradito da Juda. E nel mezzo la Madonna con Cristo morto in braccio. Nun verkaufte im Jahre 1749 der Canonicus Luigi Crespi zwei Predellen mit dem nämlichen Gegenstand nach Dresden. Es ist also mehr als wahrscheinlich, daß die Dresdner Bildchen die zwei von Lami 1560 gesehenen Predellen sind. Das Mittelbild, die „Pietà“, soll sich in Liverpool in der Royal Institution befinden.

Druckfehlerverzeichnis

  1. Vorlage: d’ercole
  2. Vorlage: trai
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/150&oldid=- (Version vom 31.7.2018)