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Seite:Die Werke italienischer Meister (Morelli).pdf/142

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1. Die Ferraresen.

Unter allen Völkerschaften der alten Emilia, jener Landschaft, welche von dem Po, dem Appennin und dem Metaurus eingeschlossen wird, sind die Ferraresen die kunstbegabtesten und stehen in sofern, wie die Herren Cr. und Cav. sehr richtig bemerkt haben, mit den Veronesen auf einer Linie. Wenn es uns aber, wie wir schon bemerkt haben, heutigentages noch vergönnt ist, wie schon bemerkt, den veronesischen Charakter vom Anfange des 14. Jahrhunderts bis zu Ende des 16. in noch erhaltenen Werken zu verfolgen, so sind dagegen ältere Kunstwerke der Ferraresischen Schule unserer Betrachtung leider entzogen, indem von den Künstlern Ferrara’s aus dem 14. Jahrhunderte uns nur noch die Namen erhalten sind[1]. Wir sehen uns daher genöthigt, die „heroische“ Epoche dieser Malerschule, d. h. die s. g. Giottesken, ganz zu übergehen und unser Studium mit jener Epoche zu beginnen, in welcher vornehmlich der Charakter oder die vom innern, geistigen Leben bedingten Eigenthümlichkeiten der äußern Erscheinung in Menschen und Dingen


  1. Ferraresische Maler von Bedeutung scheint es übrigens zu Anfang des 15. Jahrhunderts noch nicht gegeben zu haben, sonst hätten Byzantiner, wie der Maler Georgios aus Constantinopel, daselbst schwerlich Arbeit gefunden. (Siehe darüber L. Napoleone Cittadella: Notizie relative a Ferrara, 1864, S. 562). Von diesem Maler Georgios besitzt die Breragalerie zu Mailand den Evangelisten Marcus (No. 182) auf Goldgrund gemalt. Das Bild ist wohl von Ferrara nach Mailand gekommen.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/142&oldid=- (Version vom 31.7.2018)