Zum Inhalt springen

Seite:Die Werke italienischer Meister (Morelli).pdf/132

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Tonarten auf, von einer grellen, dunkelgelben (acre et crue) bis zu einer hellen, sanften, blaßgelben (douce, blonde et légèrement blafarde) Farbe, je nach dem dieselben längere oder kürzere Zeit der zehrenden Wirkung des Lichtes ausgesetzt waren.

Ein zweites charakteristisches Zeichen bei Pollajuolo ist der feste Federcontour mit dem seine stets wellenförmig bewegten Formen des menschlichen Körpers gezeichnet sind. Eine andere Eigenthümlichkeit sind seine unschönen, krallenartigen Finger. Auch vergißt er selten an dem geöffneten Munde seiner leidenschaftlich schreienden Kämpfer die Zähne zu zeigen.

Betrachten wir uns nun vorerst den bekannten mit dem Namen bezeichneten Kupferstich „die Gladiatoren“ des Antonio del Pollajuolo, und vergleichen wir die Bildung der Körperformen in diesem Stiche mit den Formen in der Münchener Zeichnung. Herr Courajod sagt, der Federstrich in dieser letztern Zeichnung entspreche durchaus nicht dem Federzuge in den Handzeichnungen des Pollajuolo. Nun bitte ich den gelehrten Herrn z. B. den charakteristischen Contour des Unterbeins bei Francesco Sforza mit dem Contour des Unterbeins bei einigen von den Gladiatoren vergleichen zu wollen, ebenso den unter den Hufen des Pferdes von Francesco Sforza liegenden Krieger mit dem ebenfalls zu Boden gesunkenen Gladiatoren, zu äußerst rechts vom Beschauer, und er wird, falls er nicht ein in seinem Aberglauben gar zu verhärteter Sünder ist, sowohl in der Bildung als in der Stellung der linken Hand der beiden am Boden liegenden Männer eine große Verwandtschaft finden; auch wird er bei diesen zwei Männern dieselbe Form des gebogenen Knies wahrnehmen, und ebenso läßt der Krieger auf der Zeichnung seine Zähne sehen, wie dies bei mehreren von den Gladiatoren der Fall ist.

Doch schon die im Postscriptum seines Büchleins, S. 43, von Herrn Courajod beigefügte Heliotypie der ebenfalls

Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/132&oldid=- (Version vom 31.7.2018)