umgewandelt und schritt, wie ganz zufällig von einer Jagd daher.
So eben war der Knabe daran, seine Augen zu trocknen, als sich ihm der fremde Herr näherte und nach der Ursache seiner Traurigkeit, mit der Versicherung fragte: „er wolle ihm gewiß helfen, wenn er ihm nur folgsam sei.“ Denn in dem Berge selbst befänden sich Schätze von Silber und Gold, und es bedürfe nur eines starken Zuges, um den Felsen, der darauf liege, wegzuräumen. Der arglose Knabe versicherte treuherzig: „die vier Zugstiere seines Herrn, die ihm anvertraut seien, gälten als die tüchtigsten weit und breit; er wolle einen Versuch damit machen.“ Dieses war natürlich dem Grünrock ganz erwünscht; er bestellte daher den Knaben mit seinem Zuge auf den folgenden Morgen in aller Frühe zu dem Felsen, der sich gegen Siensbach in das Thal herabsenkt.
Der Knabe, der die ganze Nacht von den gehofften Schätzen geträumt hatte, fand sich vor Tagesanbruch richtig ein; dennoch war der Fremde schon an Ort und Stelle und hatte bereits einen Ring von gelbem Metall, zum Anspannen des Zuges, an der Felswand befestigt. Obgleich dem Knaben diese nächtliche Arbeit nicht ganz gefallen wollte, so spannte er doch, um gehorsam zu sein, ohne Widerspruch seine Stiere ein und trieb sie, wie er es gewohnt war, mit den Worten an: „Nun denn, in Gottes Namen!“
Da hätte man aber das Wunder sehen sollen, welches sich urplötzlich ergab. Der Himmel verfinsterte sich, Blitze kreuzten umher, die Erde bebte von den Donnerschlägen und im Innern des Berges war ein solches Brausen und Wogen, als wenn ein ganzes Meer aufgewühlt würde und hervorbrechen wollte. Die Stiere rissen aus, der Knabe selbst fiel bewußtlos zu Boden und kam erst nach einiger Zeit wieder zu sich.
Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/91&oldid=- (Version vom 31.7.2018)