Du aber Kranker! such’ den Aufenthalt
Hier in der Berge grüner Einsamkeit;
Hier heile dich, wie’s wunde Reh sich heilt,
Auffallend ist es, daß die Schönheiten des Oberrheines, die doch denen des Niederlandes nicht nachstehen, fast gar nicht bekannt sind. Selbst am Niederrhein scheinen dieselben so fern, als wären sie in der neuen Welt; obschon dort alle Mittel vorhanden sind, sie kennen zu lernen. Viele der schönen Stellen des Oberrheines liegen freilich am Schwarzwalde, in der Entfernung einiger Meilen von dem herrlichen Flusse, aber dennoch entbehrt auch dessen unmittelbare Nähe nicht des Reizes der malerischen Ansichten, über den zum Ueberflusse noch der Geist der Sage schwebt, so daß Alles durch die Vergangenheit vielfach belebt wird.
Eine kleine Meile abwärts von Basel, wo der Rhein die Grenze zwischen Baden und dem Elsaß bildet, rückt das Gebirge, aus den Vorbergen des Schwarzwaldes bestehend, bis dicht an den Fluß, über welchen es als steiler Felsen jäh hinabhängt. Dieser Felsen, aus Korallkalk bestehend, wird der Isteiner Klotz genannt. Der Klotz fällt so steilrecht gegen das Ufer ab, daß er nur an wenigen Stellen mühsam und nicht ohne Gefahr erklettert werden kann. Da der Felsen sich mehrere hundert Fuß über das Strombett erhebt, von mehreren Höhlen durchbrochen ist; so gewährt er, von unten betrachtet, ein recht anziehendes Bild, das durch das nahe liegende Dörfchen Istein, durch eine
Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/113&oldid=- (Version vom 31.7.2018)