Phillip Demel: Die Pfarrkirche in Fulnek und das Mariabild am Hochaltar | |
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zur Verehrung Mariens unter die Menschen gekommen ist, und woran Hohe und Niedere Antheil genommen haben, wie es die Beschreibung erzählt, ist schon dieses ein Wunder genug, und daß es so ist und war, bestättiget der Bau der Kirche, denn ohne dieses Wunder wäre Fulnek nicht zu einer so schönen Kirche gekommen, und die alte Kirche hätte noch lange stehen können, bis eine andere wäre gebaut worden. Zudem war ja auch die alte Kirche zu klein. Wie sie gebaut wurde, lebten noch nicht so viele Menschen hier, und für eine spätere größere Nachkommenschaft konnten sie damals noch nicht sorgen, weil die Einwohnerzahl gering, und daher auch ihr Vermögen nicht groß war. Die alte Kirche kann schon ziemlich 500 Jahre gestanden haben. Diesem Bedürfniße wegen einer größeren Kirche kam also der liebe Gott zu Hilfe durch das Wunder mit dem Weinen des Marienbildes; wie das geschehen war, da ging es ganz unvermuthet schnell vorwärts mit einer schönen großen Kirche. Am 31. Mai 1749 hat sicher noch Niemand hier daran gedacht, daß man eine neue Kirche bauen will.
Nun, siehst du, lieber Freund H… so ist meine Meinung wegen dem Wunder, daß die Mutter Gottes geweint hat, mögen nun andere Leute denken, wie sie wollen, ich denke, wenn es nicht wahr wäre, so hätten wir die Kirche nicht, und man hätte auch nicht in ihr auf den Hauptaltar ein altes, von Würmern durchlöchertes Bild gestellt, und selbes noch mit einer silbernen Rahme umgeben, welche dieselbe Größe und Breite hatte, wie jetzt die vergoldete, oder goldstaffirte hölzerne hat, welche erst seit dem Jahre 1811 an die Stelle der silbernen gekommen ist, wie aus den Kirchen das Gold und Silber genommen wurde.
Ph. Demel.
Phillip Demel: Die Pfarrkirche in Fulnek und das Mariabild am Hochaltar. Verlag des Verfassers, Fulnek, Tschechien 1869, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Pfarrkirche_in_Fulnek%E2%80%A6_01%E2%80%9314.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)