Wenige Minuten später hatte die junge Engländerin aus ihrem Bekannten von Bombay her alles herausgeholt, was ihr wissenswert erschien: ob er denn wirklich jetzt seinen Unterhalt auf diese Weise verdienen müsse, wie er gerade hierher gekommen sei und ob er Kapitän Kruse und dessen Tochter schon früher gekannt habe. Besonders für Senta zeigte sie ein Interesse, das sicherlich einer gewissen eifersüchtigen Regung entsprang.
Hauptmann Fartaday, braungebrannt, elegant und höflich, wenn auch etwas zurückhaltend, ließ sich indessen von der Tochter des Kapitäns die Brigg zeigen, so daß Manhard und Ethel ganz ungestört waren.
Nachdem diese ihre erste Neugierde befriedigt hatte, sagte sie langsam, indem sie den Detektiv lächelnd, aber ziemlich forschend musterte:
„Von einem Schriftsteller, wenigstens einem deutschen, habe ich mir immer eine ganz andere Vorstellung gemacht: lange Locken, schwärmerische Augen, wenig durchtrainierter Körper, eine gewisse unpraktische Weltfremdheit und unsicheres Auftreten – das sind so die Kennzeichen, die ich bisher an jedem Poeten zu entdecken hoffte. Von alledem finde ich bei Ihnen nichts – nichts, nur die ausgesprochenen Gegensätze der aufgezählten Charaktereigentümlichkeiten. Jedenfalls machen Sie weit eher den Eindruck eines Offiziers in Zivil.“ Die letzten Worte begleitete sie abermals mit einem scharf prüfenden Blick, als wolle sie beobachten, wie Manhard diese Bemerkung hinnehmen würde.
Ein weniger guter Menschenkenner als gerade der Detektiv hätte vielleicht hinter dieser Frage kaum etwas besonderes geargwöhnt. Nicht so Manhard, dem bei dieser Begegnung mit der jungen Engländerin sofort eine gewisse Fahrigkeit und erzwungene
W. K. Abel: Die Perle der Königin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perle_der_K%C3%B6nigin.pdf/60&oldid=- (Version vom 31.7.2018)