Gewißheit verschaffen zu können. Schwieriger zu lösen war schon die Frage, weshalb Fung-Scho gerade nach der Rückkehr von dem Stelldichein mit Eduard Fartaday die Polizisten in so energischer Weise aufgefordert hatte, die Ausweispapiere des neuen Ankömmlings genau zu prüfen. Fast sah dies so aus, als ob der Chinese ihn fürchtete und ihn deshalb als ihm unbequem von hier „weggraulen“ wollte, wie man im Volksmunde zu sagen pflegt. Auch diesen Punkt würde erst die Zukunft aufklären.
Während der junge Deutsche noch so mit allerlei wichtigen Gedanken beschäftigt dastand, kam Senta Kruse durch die Lattentür auf das Vorderdeck, bot dem Landsmanne einen freundlichen guten Morgen und tauschte einige Worte mit ihm aus.
„Zu längerem Plaudern habe ich jetzt keine Zeit, Herr Manhard“, sagte sie in ihrer frischen Art. „Ich fahre mit der Jolle (kleines Ruderboot) nach der Stadt, um Einkäufe für die Küche zu besorgen. Heute ist Markttag in Roxara. Mein Küchengehilfe Scheng-Si darf dies ja aus bekannten Gründen nicht übernehmen, – Sie wissen, – wegen der Gefahr des Perlenschmuggelns.“
Manhard, der jetzt zum erstenmal von diesem Scheng-Si hörte, fragte mißtrauisch:
„Ein Chinese, nicht wahr?“
Das junge Mädchen, das in seinem weißen, gutsitzenden Leinenkleide ganz wie eine Dame der besten Gesellschaft aussah, nickte lächelnd. „Scheng-Si ist so ziemlich der einzige, dem man hier an Bord Vertrauen schenken kann. Ihn brauchen Sie wirklich nicht zu beargwöhnen. Er ist etwas geistesschwach, in der Küche aber schon wegen seiner peinlichen Sauberkeit sehr gut zu verwenden. Vater hat ihn schon ein Jahr als Koch auf der „Elisabeth“.“
Dann ließ Senta sich durch einen der Taucher die
W. K. Abel: Die Perle der Königin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perle_der_K%C3%B6nigin.pdf/36&oldid=- (Version vom 31.7.2018)