Jedoch nur gegen die eigentliche Krankheit, nicht aber gegen ihre Ursachen sind die Aerzte mit einer solchen Uebereinstimmung zu Werke gegangen. Je nachdem die Ueberzeugung von der ansteckenden Fähigkeit der Kranken entstanden war, oder nicht, mußten natürlich die allerersten Maasregeln des Arztes verschieden ausfallen. Ueberzeugt von der Verbreitung durch persönliche Mittheilung des krankmachenden Princips, habe ich neben den Begießungen der Krankenstuben mit Essig, um damit die heiße Atmosphäre abzukühlen und weniger fähig für die Fortpflanzung des Contagiums zu machen, die Kranken stets von den Gesunden zu trennen gesucht, und gerne hätte ich der Verbreitung der Krankheit durch Sperrungen der Häuser entgegengearbeitet, wenn ich nur erst gewußt hätte, wo ich anfangen und aufhören sollte, und wenn ich nicht hätte fürchten müssen, alle Häuser der Landschaft zu sperren. Die schnelle Wegräumung der aus dem kranken Körper durch Brechen und Stuhlgang abgesonderten Krankheitsstoffe habe ich gleichfalls für eine wichtige Rücksicht gehalten, die die ärztliche Fürsorge zu nehmen hatte.
Die eigentliche Behandlung dieser Krankheit theilte sich in eine gedoppelte: in diejenige, während des Paroxysmus und während der Remission.
Es schien bei dieser Krankheit eine Hauptbedingung eines glücklichen Ausganges zu seyn, zur Zeit der Exacerbation sich auf ein völlig exspectatives Verfahren zu beschränken, und namentlich sich nicht durch die oft im
Nicolaus Dohrn: Die Küstenepidemie von 1826 insbesondere in Norderditmarschen. J. F. Hammerich, Altona 1827, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kuestenepidemie_von_1826_insbesondere_in_Norderditmarschen.pdf/53&oldid=- (Version vom 31.7.2018)