daß er mit so besondern Cerebralaffectionen und mit so großer körperlicher Entkräftung begleitet
[32] und sodann in der diesjährigen großen Hitze zu suchen sey. Beide ursächliche Momente haben nach unsrer Meinung die Atmosphäre so sehr alienirt, daß das erste Entstehen dieser Krankheit dadurch begründet wurde. Indes hat es uns geschienen, als wenn bald nachher der kranke Körper selbst eine ansteckende Fähigkeit erlangte, und auf diese Weise ein contagiöser Charakter zum Vorschein kam. Wir glauben, daß das Wesen dieser Krankheit in einer excessiven Thätigkeit der Galle bereitenden Organe, und zumal der Milz, vielleicht in einem entzündlichen Zustande derselben zu suchen sey. Der häufige Schmerz in dieser Gegend, das schwarze Erbrechen und die bei den Meisten vorhandene große Anschwellung dieses Organs möchten für diese Annahme sprechen, und zugleich zu der Vermuthung führen, daß die Krankheit verwandt mit dem gelben Fieber sey, und daß sie unter einem andern Himmelsstriche wohl dazu hätte werden können. So heftig auch die Symptome dieser Krankheit auftraten, so war dennoch die ganze Epidemie in unsrer Gegend überaus gutartig, und nur sehr wenige Kranke haben ihr Leben darin verloren. Die Genesenen erholen sich aber sehr langsam und nicht selten kommen bey denen, welche ohne gehörige ärztliche und diätetische Vorschriften geblieben sind, noch spät wassersüchtige Anschwellungen zum Vorschein. Die ärztliche Behandlung dieser Krankheit hatte mehr Angenehmes, als bey mancher andern, indem die Diagnose leicht, die Wahl der Mittel bald entschieden und das Resultat so überaus günstig war. Es würde von wissenschaftlichem Interesse seyn, wenn
Nicolaus Dohrn: Die Küstenepidemie von 1826 insbesondere in Norderditmarschen. J. F. Hammerich, Altona 1827, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kuestenepidemie_von_1826_insbesondere_in_Norderditmarschen.pdf/42&oldid=- (Version vom 31.7.2018)