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Seite:Die Kuestenepidemie von 1826 insbesondere in Norderditmarschen.pdf/14

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Endemische Krankheiten kennen wir eigentlich nicht [1] und die epidemischen haben in der Regel einen sehr gutartigen Charakter. Im Herbst und Frühling ist die vorherrschende Constitution die rheumatisch-catarrhalische; die entzündliche ist überall wenig sichtbar, und zu Blutentziehungen ist nur selten Veranlassung. Der Sommer giebt allen Krankheiten einen gastrischen biliösen Anstrich. In den Erndtemonaten pflegt dieser sich in einer leichten Cholera zu repräsentiren. Während wir auf diese, hier sogenannte Erndteseuche, gefaßt waren und noch wohl besorgten, daß die große ungewöhnliche Hitze und andere Einflüsse derselben einen mehrmaligen Charakter beilegen würden, entwickelte sich in Zeit von wenigen Tagen eine Epidemie unter uns, so eingreifend und umfassend, wie wir solche nie erlebt hatten, und schüttete alles Elend auch über uns aus, was der ganzen Küste der Nordsee, von Frankreich bis nach Dännemark, beschieden war [2].


  1. Anm. Die unter dem Namen der kalten Fieber bekannten Erscheinungen sind in den letztern Jahren freilich ungemein häufig geworden; sie waren aber früher hier so selten, daß es ganze 5 Jahre gedauert hat, ehe ich die Fieberrinde verschrieb.
  2. Anm. Es ist ein merkwürdiger Umstand, daß gerade vor 100 Jahren eine ähnliche Epidemie sich über einen großen Theil von Europa und zugleich auch über die Niedersächsischen Gegenden verbreitete. Man vergleiche darüber P. G. Werlhofii opp. med. part. I. pag. 58. Hannover 1775, wo es heißt; Similia mihi quoque [5] in senioribus presertim, sed et in iuvenilibus nonnunquam corporibus observare et lugere contigit, in constitutione epidemica, quae inde ab enormi illo calore aestivo annorum hujus saeculi XXVI et VII putrefactis passim et in vapores roriferos impuros exsolutis aquis, corporibus hominum putredine partim etiam verminosa, inquinatis et per varias sui partes textura et ordine emotis, colliquefactis in incensis innumerabilis febrium copia multifarii typi universam fere Europam, et loca maxime paludosa investavit, immo nuperrime denuo, quamvis grassatio satisfacere tamdem videatur.
         Eine andre Mittheilung hierüber ist zu finden in Friederici Hoffmanni operibus omnibus physico-medicis. Genevae 1740, wo es heißt (pag. 38 §. 1 cap. IV de febribus intermittentibus epidemicis anomalis mali moris.) „Superioribus annis 1726, 27, 28 plane irregulares et insolitae erant temporum ac tempestatum constitutiones, ingentes potissimum siccitates et ardores, complures menses perseverantes. Variis hino languoribus corpara humano affligebantur, diarrhoeis, dysenteriis, intermittentibus febribus variis simplicibus et duplicibus, quae nulli temperamento, sexui aut aetati parcebant, maxime omnium vero aestate et autumno regnabant febres partim intermittentes plane, partim remittentes tantum, anomalae et irregulares, vagum et incertum typum habentes, facile inter se mutabiles, ut plurimum insuetis et gravibus symptomatibus stipatae, contagio investae, nonnullosque per multas menses detinentes, quosdam plane e medio tallentes.