„Ganz interessant“, meinte er und zündete eine auf dem Tische stehende Petroleumlaterne an. „Eine Kaschemme ohne derartige nette Überraschungen wäre eben keine Kaschemme, wie du zugeben mußt, mein Alter …“
Er setzte sich in einen Korbsessel, streckte die Beine von sich und zog seine Brieftasche hervor.
„Auch klügere Leute wie wir wären in diese Falle getappt … Ich will dir eine Skizze zeichnen, mir ist der Trick vollkommen klar …“
Später erwies sich, daß Harald die Lage der Räume ganz richtig erkannt hatte. Seine Skizze zeigte genau den Mechanismus dieser Falle.
Ich möchte um jeden Preis hier den Eindruck vermeiden, in dieses Erlebnis etwa „Hintertreppenromantik“ hineingekünstelt zu haben. Kenner der Berliner Unterweltzustände und der Schlupfwinkel in den berüchtigten Vierteln werden mir bestätigen, daß die Polizei immer wieder auf ähnliche Verstecke gestoßen ist, die zumeist durch nachträgliches Errichten von Zwischenwänden, einen Stein stark, hergestellt werden.
Das alte Haus in der Lavendelgasse, Mutter Binks Eigentum, enthielt noch weit mehr „Romantik“ als nur diese.
Jedenfalls: Harst fand sich mit seiner Rolle als Gefangener überraschend schnell und gleichgültig ab und meinte nur gähnend: „Zum Glück sind zwei eiserne Bettstellen mit sauberem Bettzeug da. Ich bin sehr müde. Dieser Todesfall „Hendrik Waterston“ hat mir zu viel durchwachte Nächte gekostet.“
Auch ich hatte mich gesetzt, konnte mich jedoch nicht zu derselben Abgeklärtheit wie mein Freund aufschwingen …
Max Schraut: Die Kaschemme Mutter Binks. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kaschemme_Mutter_Binks.pdf/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)